Was ist ein Streik?

Das Foto zeigt eine Streikkundgebung der Gewerkschaft Verdi aus dem Jahr 2014. Foto: Fasten / wikipedia.de CC BY-SA 3.0

(hp). „Streik“, dieses Wort habt ihr in den letzten Wochen oft in den Nachrichten hören können. Zum Beispiel streiken in diesen Tagen die Erzieher und Sozialarbeiter, sodass viele Kindergärten und -tagesstätten geschlossen sind. Auch die Lokführer haben in den letzten Wochen gleich mehrfach gestreikt, sodass viele Güterzüge und Personenzüge nicht mehr fah­ren konnten.

Viele Leute sind darum auf die streikenden Erzieher sauer, weil sie nicht wissen, wer jetzt auf ihre Kinder aufpassen soll, oder auch auf die Lokführer, weil sie vielleicht kein Auto haben und jetzt nicht zur Arbeit kommen können.

Aber was ist ein Streik eigentlich genau und warum streiken die Menschen?

Von einem Streik spricht man, wenn eine große Zahl von Menschen nicht mehr zur Arbeit in den Betrieben geht und sie damit ihre Arbeitgeber, also ihre Chefs zwingen wollen, ihnen mehr Geld oder mehr Urlaub oder auch bessere Arbeitsbedingungen wie zum Beispiel kürzere tägliche Arbeitszeiten zu gewähren.

Der erste Streik der Geschichte, von dem wir wissen, fand vor 3.174 Jahren in Ägypten statt. Auf einem alten Stück Papyrus hat ein Schreiber damals notiert, dass sich Bauarbeiter weigerten, an einem Königsgrab weiterzuarbeiten, weil sie schon 18 Tage keinen Lohn mehr erhalten hatten. Dieser Lohn bestand damals aus Getreide, sodass die Arbeiter nicht nur selbst hungrig waren, sondern auch ihre Familien nicht ernähren konnten.
Zu sehr vielen Streiks kam es zur Zeit der Industrialisierung, als vor ungefähr 200 Jahren überall in Deutschland große Fabriken gebaut wurden und Millionen von Menschen vom Land in die Städte zogen und hier als Fabrikarbeiter ihr Geld verdienen mussten. Teils mussten die Arbeiter an sechs Tagen in der Woche bis zu 14 Stunden täglich arbeiten und der Lohn war so gering, dass schon Kinder ab ihrem vierten Lebensjahr in den Fabriken arbeiten mussten, um Geld für die Familie hinzuzuverdienen.

Damals haben die Menschen aber nicht nur für bessere Löhne und geringere Arbeitszeiten gestreikt, sondern oft auch für ihr Recht, eine Gewerkschaft oder eine politische Partei gründen zu können. Und auch für das Recht zu streiken selbst, mussten die Arbeiter erst einmal lange und oft streiken. Denn damals war es so, dass die Fabrikbesitzer bei einem Streik die Polizei oder sogar Soldaten zur Hilfe geholt haben, um die Arbeiter zurück in die Fabriken und an die Maschinen zu zwingen. Manchmal wurden Arbeiter sogar erschossen, um einen Streik gewaltsam zu beenden.

Trotzdem waren viele Streiks erfolgreich und haben dazu beigetragen, dass es den Arbeitern immer besser ging. Vor hundert Jahren zum Beispiel mussten die Menschen in der Woche noch sechzig Stunden an sechs Tagen in der Woche arbeiten. Seitdem gab es viele Streiks, mit denen die Arbeiter die Arbeitgeber gezwungen haben, die Arbeitszeit immer mehr zu verkürzen. So wurde etwa 1919 der Acht-Stunden-Arbeitstag eingeführt und im Jahr 1956 die Fünf-Tage-Woche.

Auch unsere Löhne sind immer mehr gestiegen und die Kinder müssen heute nicht mehr in den Fabriken arbeiten – auch dafür haben die Arbeiter immer wieder gestreikt.

Die Erzieher und Sozialarbeiter streiken in diesen Tagen, weil sie mehr Geld verdienen möchten. Sie finden, dass ihre Arbeit schwerer geworden ist, weil sie im Vergleich zu früher viele zusätzliche Pflichten erledigen müssen. Außerdem müssen sie viele Überstunden machen, weil es zu wenige Erzieher in den Kitas gibt.
Ähnlich ist es auch bei den Lokführern. Die möchten gerne mehr Geld verdienen und bessere Arbeitszeiten zum Ausgleich für ihre anstrengenden Schichtdienste.