Seit wann ist die Steinzeit vorüber?

Die Menschen der Steinzeit lebten bereits in Häusern – und die waren nicht nur aus Holz: In Vorderasien wurden schon vor etwa 10.000 Jahren Häuser aus Stein errichtet. Viele der bis heute wichtigsten Erfindungen der Menschheit wurden von Steinzeitmenschen gemacht. Foto: Alfons-Georg Zuellig / wikimedia.org CC BY-SA 2.0

(hp). Wer denkt, dass die Steinzeit eine vor vielen Tausend Jahren abgeschlossene Epoche der Menschheitsgeschichte ist, der irrt. Denn tatsächlich ist die Steinzeit selbst in unserer hochmodernen, technisierten Welt noch immer allgegenwärtig. 

 

 

Die Steinzeit begann vor etwa 2,6 Millionen Jahren, als die frühesten Vorfahren der Menschen erstmals Stein bearbeiteten und als Werkzeug benutzten. Natürlich verwendeten die Menschen der Steinzeit auch Holz, Knochen, Tierhäute, Horn oder andere in der Natur vorkommende Materialien. Da diese in der Erde aber sehr schnell verrotten, haben die Wissenschaftler vor allem Steinwerkzeuge bei ihren Ausgrabungen gefunden. Darum haben sie dieser Epoche der Menschheitsgeschichte den Namen „Steinzeit“ gegeben.

Das Ende der Steinzeit war gekommen, als die Menschen das Geheimnis der Bronzeherstellung entdeckten und Werkzeuge aus Metall die Steinwerkzeuge ablösten. Dies geschah unabhängig voneinander gleich mehrfach auf der Welt und zu unterschiedlichen Zeiten: So begann die Bronzezeit in Vorder­asien, dem heutigen Israel und Jordanien, vor etwa 5.300 Jahren, in Mitteleuropa vor 4.200 Jahren und in Nordeuropa sogar erst vor 3.800 Jahren.

Wenn wir das Wort „Steinzeit“ hören, denken wir meist an behaarte, grunzende, kaum einer Sprache mächtigen Urmenschen, die in verrußten Höhlen um ein Lagerfeuer hocken und halbrohes Fleisch von Mammutknochen nagen.
Sicher wird es auch solche Szenen gegeben haben – tatsächlich aber ist die Steinzeit eine weit vielfältigere Epoche, in der die Menschheit ihre bedeutendsten Erfindungen machte, ohne die unser heutiges Leben nicht denkbar wäre. Und damit ist durchaus nicht nur das oft zitierte „Feuermachen“ gemeint, das die Menschen bereits vor einigen Hunderttausend Jahren erfunden haben.

Ohne zwei der wohl wichtigsten Erfindungen der Steinzeit wäre es wohl nicht möglich, die 7,28 Milliarden Menschen, die heute auf der Welt leben, zu ernähren: Ackerbau und Viehzucht werden seit etwa 12.000 Jahren betrieben und markieren den Übergang der Menschheit von der Alt- und Mittelsteinzeit in die Jungsteinzeit.

Mindestens ebenso alt und teils älter sind Erfindungen wie Nadel und Faden, die Ahle, das Weben von Stoffen, das Anfertigen von Kleidung und Schuhen, Lampen und Dochte, Becher, Tassen, Teller – und nicht zu vergessen das Rad: All das haben Steinzeitmenschen erfunden, lange bevor es die ersten Werkzeuge aus Metall gab.

Das Errichten von Mauern, das Leben in Häusern, das Anlegen von Städten und Stadtmauern: Auch dies sind Erfindungen der Steinzeit aus der Zeit vor etwa 7.000 bis 10.000 Jahren. Selbst die riesige Cheops-Pyramide in Ägypten, die älteste der Pyramiden von Gizeh, wurde noch ganz mit steinzeitlichen Techniken ohne Metallwerkzeuge erbaut. Fast 4.000 Jahre lang bis vor etwa 700 Jahren, war sie das höchste Bauwerk der Welt.

Und kaum zu glauben: Sogar die Schrift ist eine Erfindung von Menschen, die in der Steinzeit lebten. So wie auch die Musik: Mehr als 40.000 Jahre alt sind Flöten aus Mammut- und Vogelknochen, die man bei Ausgrabungen in Deutschland gefunden hat.

Nicht zuletzt ist sogar der „Staat“ mit einer Verwaltung, einer Rechtsprechung und einem Fürsten oder König an der Spitze eine Erfindung aus der Steinzeit, die gemacht wurde vor etwa 6.000 Jahren in den Städten Sumers im heutigen Irak.