Wer war Robin Hood?

Robin Hood: Die Erzählungen über seine Taten sind viele Hundert Jahre alt. Bild: Louis Rhead

(hp). Er beraubte die Reichen und teilte seine Beute mit den Armen: So könnte man all die Geschichten, Filme und Bücher über Robin Hood, den legendären englischen Kämpfer für Freiheit und Gerechtigkeit, in einem Satz zusammenfassen.

Schon wohl vor über 800 Jahren erzählten die Menschen im mittelalterlichen England einander Geschichten über „Robin Hood“ und dessen Taten, und seit 630 Jahren wurden diese Geschichten auch aufgeschrieben.

Schon die ältesten Geschichten beschreiben Robin Hood als einen Räuberhauptmann, der sich mit seinen Gefolgsleuten in einem dichten Wald verbirgt und vorzugsweise tyrannische Adlige und habgierige Geistliche beraubt – andererseits aber als Beschützer der durch hohe Steuern verarmten Landbevölkerung auftritt.

Sehr wahrscheinlich aber hat es Robin Hood als tatsächliche Person niemals gegeben. Der Name, oder besser die Bezeichnung „Robin Hood“, taucht in England zwar einige Male in alten Urkunden auf, ist aber nicht als der Name eines ganz bestimmten Menschen, sondern als ein Spitzname zu verstehen.

So wie wir zum Beispiel einen Menschen einen „Tunichtgut“ nennen, wenn wir sagen wollen, dass er ein Gauner ist, dem man besser aus dem Weg geht, so wurden im mittelalterlichen England Straßenräuber in verschiedenen Schreibweisen als „Robehod“, „Robin Hode“ oder auch „Robin Hood“ bezeichnet. Daher gehen all die Geschichten über Robin Hood nicht auf einen einzigen Räuber zurück, sondern es werden die Taten einer unbekannten Zahl von verschiedenen „Robin Hoods“ – also Räubern – erzählt, die nicht nur an verschiedenen Orten, sondern auch zu verschiedenen Zeiten gewirkt haben.

Als Grund für die Entstehung so vieler Geschichten rund um die Taten „Robin Hoods“ vermuten die Geschichtswissenschaftler, dass die arme und unterdrückte Landbevölkerung sehr gerne Berichte hörte, in denen ihre adeligen Herren von Straßenräubern ausgeraubt und misshandelt wurden.

Der Grund hierfür war, dass die einfachen Menschen auf dem Land im mittelalterlichen England oft bitterarm waren und trotzdem bedrückend hohe Steuern und Abgaben an ihre Lehnsherren und auch an die Kirche leisten mussten. Obendrein war die Landbevölkerung der Willkür ihrer Herren hilflos ausgeliefert und musste oft große Ungerechtigkeit erdulden.
Wenn dann einmal ein reicher, tyrannischer Adeliger von so einem „Robin Hood“, also einem Straßenräuber ausgeraubt, misshandelt oder womöglich sogar getötet wurde, dann war die Schadenfreude groß und die Nachricht darüber wurde schnell weitererzählt.

In den ältesten und ersten Geschichten, die über die Taten „Robin Hoods“ berichten, geht es überdies nicht gerade zimperlich zu: Nach unseren heutigen Maßstäben behandelt Robin Hood seine Opfer grausam und blutrüns-tig. Auch teilt er in den ältesten Geschichten seine Beute noch nicht mit den Armen, sondern behält sie für sich selbst und seine Räuberbande.
Zudem wird in den ganz alten Erzählungen berichtet, dass Robin Hood seine Opfer aus dem Hinterhalt überfiel und überwältigte – ihnen also ganz und gar nicht mutig Auge in Auge gegenüberstand.

Dass wir heute ein anderes Bild von Robin Hood haben, liegt daran, dass im Mittelalter Nachrichten von Mund zu Mund weitergegeben wurden – denn Zeitungen gab es ja noch nicht. Oft dichtete dann jemand, der eine solche Geschichte hörte, noch etwas dazu oder ließ etwas weg, wenn er sie weitererzählte. Das passierte auch mit den Geschichten über Robin Hood: Im Laufe der Jahrzehnte und der Jahrhunderte wurde er in den Erzählungen als immer mutiger, klüger und edelmütigerer dargestellt. Schließlich in unserer Zeit wurde er zu dem Volkshelden und Befreier von der Tyrannei, wie wir ihn heute kennen.