(hp). Bei der Suche nach dem größten Lebewesen der Welt können wir die Tierwelt getrost aussparen. Denn das größte, heute lebende Tier ist der Blauwal mit einer maximalen Länge von bis zu 33 Metern und einem Gewicht von bis zu 200 Tonnen.
Aber schon eine Eiche oder eine Buche, wie sie in unseren Wäldern wächst, wird bis zu 40 Meter groß. Mammutbäume, wie sie in den westlichen USA wachsen, werden mit über 100 Metern mehr als doppelt so hoch und ihre Stämme haben einen Umfang von über 30 Metern. Bis zu 2.400 Tonnen kann so ein Baumriese wiegen und zwischen 2.500 und 4.000 Jahre alt werden. Und doch trägt auch er nicht den Titel des „größten“ Lebewesens der Welt.
Noch erheblich größer –
wenn auch nicht höher – als ein Mammutbaum ist gleich eine ganze Kolonie Amerikanischer Zitterpappeln, die im us-amerikanischen Bundesstaat Utah wächst. Obwohl diese Kolonie aus rund 47.000 einzelnen Baumstämmen besteht, gilt sie doch als ein einziges Lebewesen. Grund ist, dass alle Baumstämme über ihre Wurzeln miteinander verbunden sind und somit tatsächlich ein einziges Lebewesen bilden. All diese miteinander verbundenen Bäume haben sich zudem nicht aus Samen entwickelt, sondern wuchsen heran aus Trieben, die aus dem Wurzelwerk ausschlugen. Sie sind also nicht nur eng verwandt miteinander, sondern haben wie Klone auch das genau gleiche Erbgut.
Diese Stämme wachsen auf einer Fläche von rund 44 Hektar, was einem Rechteck mit Seitenlängen von 663 mal 663 Metern entspricht. Das Gewicht von Wurzeln und Bäumen zusammen wird auf etwa 6.000 Tonnen geschätzt. Aufgrund der Ausdehnung der Kolonie nimmt man an, dass der erste Baum der Kolonie vor ungefähr 80.000 Jahren gewachsen ist. Aber natürlich sind die einzelnen Bäume viel jünger und sie werden auch nur etwa 130 Jahre alt. Fortwährend sterben alte Bäume ab, gleichzeitig bilden sich neue Triebe, aus denen dann wieder Bäume heranwachsen.
Aber obwohl diese Baumkolonie bereits so lange lebt, so groß und tatsächlich auch das schwerste bekannte Lebewesen der Welt ist – das größte Lebewesen ist die Kolonie nicht.
Als das größte Lebewesen gilt ein eher langweilig anmutender Speisepilz: Im Jahr 2000 wurde in dem us-amerikanischen Bundesstaat Oregon ein Hallimasch entdeckt, dessen unterirdisches Wurzelgeflecht, das sogenannte Myzel, sich über 900 Hektar erstreckt – das entspricht 9 Quadratkilometern oder umgerechnet einem Rechteck mit den Maßen von 3 mal 3 Kilometern.
Das unterirdisch wachsende Pilzmyzel, ein enges Geflecht fadenförmig angeordneter Zellen, ist der eigentliche Pilz. Was wir über der Erde umgangssprachlich als „Pilze“ bezeichnen, sind genaugenommen nur die oberirdischen Früchte des unter der Erde lebenden Pilzes.
Der Hallimasch in Oregon begann vor ungefähr 2.400 Jahren zu wachsen. Etwa 600 Tonnen wiegt das riesige Myzel mittlerweile. Eine solche Ausdehnung hat kein anderes, bekanntes Lebewesen, und damit kann es als das größte, nicht aber als das schwerste oder höchste gelten.