Warum gruseln wir uns so gerne?

Buh! Na, Angst bekommen? Heute ist Halloween – verkleidet ihr euch heute auch und zieht durch die Straßen, um Leute zu erschrecken? Foto: privat

(hp). Heute ist Halloween und vielleicht zieht ja auch ihr heute Abend durch die Straßen und erschreckt in eurer schauerlichen Verkleidung andere Menschen, wenn ihr plötzlich hinter einem Baum oder einer Hecke hervorspringt. Ein Riesenspaß ist das nicht nur für euch – sogar der, den ihr gerade noch erschreckt habt, wird nach der ersten „Schrecksekunde“ gemeinsam mit euch mitlachen über den gerade überstandenen Schrecken.

Aber warum ist das so – warum haben wir soviel Spaß daran, andere Menschen zu erschrecken und selbst erschreckt zu werden, und warum erzählen und lauschen wir so gerne Gruselgeschichten oder sehen uns so gerne Gruselfilme an?

Auf den ersten Blick ist das sehr verwunderlich, denn Schrecken und Angst sind für sich genommen keine besonders schönen Gefühle. Jeder vernünftige Mensch versucht daher, Situationen zu vermeiden, in denen er große Angst verspürt. Das hat seinen guten Grund, und der liegt in der Entwicklungsgeschichte der Menschheit begründet: Denn die besten Überlebens-chancen hatten natürlich diejenigen unserer Vorfahren, die vor lauter Angst und Schrecken schnellstmöglich Reißaus nahmen, wenn ihnen zum Beispiel beim Pilzesammeln im Wald plötzlich ein Säbelzahntiger, ein hungriger Wolf oder ein Bär über den Weg lief.
Und sicher kennt auch ihr Menschen, die große Angst vor Schlangen haben, obwohl sie selbst noch nie eine echte Schlange gesehen haben. Auch eine solche Angst war für unsere Vorfahren sehr sinnvoll, hielt diese sie doch davon ab, giftigen Schlangen womöglich zu nahe zu kommen.

Das Gruseln und der Schrecken, die wir vor verkleideten Menschen an Halloween verspüren oder beim Schauen von Gruselfilmen, ist aber eine ganz andere Art von Angst. Denn hier wissen wir schließlich bereits vorher, dass das, was uns gleich das Fürchten lehrt, keine echte Gefahr für uns darstellt – im Gegensatz zu einem hungrigen Säbelzahntiger oder einer Giftschlange.

Kurz nach dem Schreckmoment in einem Gruselfilm oder kurz nachdem uns ein verkleidetes Mons-ter zu Halloween erschreckt hat, wird uns daher auch schon bewusst, dass keine wirkliche Gefahr droht, und es stellt sich schnell ein erleichterndes schön-schauriges Wohlgefühl ein.
„Angstlust“ nennt man diese Mischung aus Angst und anschließendem Vergnügen, die auf dem Wissen beruht, dass das, was uns da gleich Angst machen wird, keine echte Gefahr für uns ist.

Aber wenn wir doch schon vorher wissen, wir also gewarnt sind, dass uns gleich etwas Angst einjagen wird, warum kann uns dieser Moment dann trotzdem so erschrecken?
Psychologen erklären das damit, dass sich unser Bewusstsein in dieser kurzen Schrecksekunde nicht entscheiden kann zwischen der Verarbeitung des Angst erregenden Reizes, der uns eigentlich zu einer schnellen Flucht bewegen soll und dem Wissen, dass keine wirkliche Gefahr droht. Das wiederum liegt daran, dass es uns Menschen nicht möglich ist, zur gleichen Zeit etwas Positives und etwas Negatives zu empfinden.