Wer ist der heilige Nikolaus?

Bild: Friedrichsen / wikimedia.de CC BY-SA 3.0

Am 6. Dezember ist Nikolaustag. Gedacht wird Nikolaus von Myra, einem der wohl bekanntesten Heiligen der katholischen und der orthodoxen Kirchen. Christen begehen seinen Gedenktag mit unterschiedlichen Bräuchen, wobei das Beschenken der Kinder am Nikolausabend wohl der bekannteste ist.

 

 

Geboren wurde Nikolaus wahrscheinlich irgendwann in den Jahren zwischen 270 und 286 in Patara, einer antiken, längst untergegangenen Stadt in der heutigen Türkei. Auch sein Todesdatum ist ungewiss: Genannt wird häufig der 6. Dezember der Jahre 326, 345, 351 oder 365. 

Über das Leben des Heiligen gibt es ebenfalls keine sicheren Informationen, sondern nur Legenden. So wird überliefert, dassNikolaus von seinem Onkel, der ebenfalls Bischof von Myra war, im Alter von 19 Jahren zum Pries­ter geweiht wurde.  Nach dem Tode seines Onkels soll Nikolaus von der christlichen Gemeinde in Myra zum neuen Bischof gewählt worden sein.

Als Nikolaus‘ Eltern verstarben, erbte er von ihnen ein großes Vermögen. Das Geld verteilte Nikolaus an die Armen seiner Gemeinde – unter anderem auch an einige junge Mädchen, denen er heimlich nachts durch das Fenster Gold auf deren Betten warf. Damit verfügten die jungen Frauen nun über eine Mitgift, dank der sie heiraten konnten und ihnen ein Leben im Elend erspart wurde. Wohl aufgrund dieser Legende gilt Nikolaus heute als Gabenbringer für die Kinder.
Noch zahlreiche weitere Wunder und Legenden ranken sich um Nikolaus: So soll er unschuldig Verurteilte vor dem Henker gerettet, Tote wieder zum Leben erweckt, Schiffe aus Seenot gesteuert, seine Stadt vor einer Hungersnot bewahrt und während einer Christenverfolgung der Folter und dem Abfall von seinem christlichen Glauben widerstanden haben.

Nach Nikolaus‘ Tod vergingen zunächst einige Hundert Jahre, bis Kaiser Justinian ihm Mitte des 6. Jahrhunderts eine Kirche im heutigen Istanbul, dem damaligen Konstantinopel, weihte. Von hier aus verbreitete sich die Verehrung des Heiligen Nikolaus zunächst in Griechenland, wo er dank der zahllosen Legenden und Wundertaten, die man sich über ihn erzählte, zu einem der beliebtesten Volksheiligen wurde.
Im 8. Jahrhundert war die Verehrung des Heiligen auch in der Stadt Rom angekommen, von wo sie sich weiter verbreitete.

Erstmals in Nordeuropa wurde Nikolaus hier bei uns im Münsterland verehrt: Der Gründer der Diözese Münster, der Heilige Liudger, hat in seiner damaligen Funktion als Bischof wahrscheinlich noch vor dem Jahr 800 eine Kirche in Billerbeck dem Heiligen Nikolaus geweiht. Heute haben 13 Kirchen im Bistum Müns­ter den heiligen Nikolaus zum Namenspatron.

Jahrhundertelang war der 6. Dezember der Tag, an dem die Kinder reich beschenkt wurden. Dieser Brauch wurde erst mit der von Martin Luther angestoßenen Reformation, welche die Verehrung von Heiligen ablehnte, allmählich abgelöst.

„Kindisch“ nannte Luther daher auch die Bräuche und Legenden, die sich um Nikolaus ranken, und er förderte stattdessen das Christkindbrauchtum und die Bescherung am Weihnachtsfest.
Später folgten auch katholische Christen diesem veränderten Brauchtum und so kommt es, dass die Kinder am Nikolaustag „nur“ noch einige kleine Geschenke erhalten und eine große Bescherung am Heiligen Abend erfolgt.
Dafür kommt dann aber häufig nicht das Christkind und bringt die Geschenke, sondern der Weihnachtsmann – und dessen Vorbild ist ganz eindeutig der gute alte Nikolaus von Myra.

Autor: Holger Podszun