Wie lang kann man im All überleben?

Das Bild zeigt den russischen Astronauten Sergei K. Krikalev auf der Internationalen Raumstation. Durch das Fenster erkennt man ein Spaceshuttle und darunter unsere Erde. Foto: NASA

(hp) Am Mittwoch sind der US-amerikanische Astronaut Scott Kelly und der russische Astronaut Michail Kornijenko von der Internationalen Weltraumstation ISS zur Erde zurückgekehrt. Fast ein ganzes Jahr lang – ganz genau 340 Tage – lebten und arbeiteten die beiden auf der Station, die in etwa 400 Kilometern Höhe die Erde umkreist. 

 

 

Normalerweise verbringen Astronauten nur rund ein halbes Jahr auf der Station, bevor sie abgelöst werden. Diese beiden Astronauten aber waren aus einem besonderen Grund so lange Zeit auf der ISS: An ihnen sollte erforscht werden, wie sich ein sehr langer Aufenthalt im Weltall auf Menschen und deren Gesundheit auswirkt. Besonders interessant für die Forscher ist, dass Scott Kelly einen Zwillingsbruder hat, der sogar selbst Astronaut ist und auch schon einmal im Weltall war. An diesen beiden können die Forscher nun besonders gut vergleichen, wie sich die Gesundheit Scotts im Vergleich zu seinem Zwillingsbruder Mark nach einem Jahr im All verändert hat.

Das wiederum wollen die Wissenschaftler erforschen, weil irgendwann in den 2030er Jahren Astronauten zum Mars fliegen sollen. Der Hin- und Rückflug würde zusammen etwa 450 bis 500 Tage dauern.
Diese Reise sollen die Astronauten natürlich bei möglichst guter Gesundheit überstehen. Leider aber gibt es im Weltall viele gesundheitliche Risiken für uns Menschen, von denen einige lebensbedrohlich sind: Zum Beispiel ist dort die sogenannte „kosmische Strahlung“ bis zu 400 Mal stärker als an der Erdoberfläche, da im All die schützende Erdatmosphäre fehlt. Die kosmische Strahlung ist sehr gefährlich und kann das Erbgut der Astronauten schädigen und Krebserkrankungen auslösen.

Ein weiteres großes Risiko für die Astronauten ist Muskel- und Knochenschwund. Denn durch die Schwerelosigkeit in der Raumstation werden die Muskeln und Knochen der Astronauten nicht mehr beansprucht und bilden sich daher zurück – umso schneller, je länger man sich im Weltall aufhält. Eine Rückbildung der Knochen über eine bestimmte Grenze hinaus ist lebensbedrohlich. Und diese Grenze könnte bei manchen Astronauten womöglich bereits während der Dauer einer Reise zum Mars erreicht werden.

Auch das Herz und der Kreislauf der Astronauten leidet unter der Schwerelosigkeit und funktioniert nach einiger Zeit nicht mehr so gut wie auf der Erde. Dazu treten bei vielen Astronauten nach einiger Zeit Sehstörungen auf, und sie bekommen häufig Schlafprobleme, weil es auf einer Raumstation oder in einem Raumschiff keinen natürlichen Tag- und Nachtrhythmus wie auf unserer Erde gibt. Sogar das Immunsystem der Astronauten leidet und funktioniert nach einiger Zeit nicht mehr so gut. Die längste Zeit, die ein Mensch ununterbrochen während einer einzigen Mission im All war, betrug bisher 437 Tage; und die längste Zeit, die ein Mensch insgesamt dort oben war, beträgt in insgesamt fünf Missionen 878 Tage. Sehr viel mehr Zeit sollten Astronauten in ihrem Berufsleben nicht im Weltall verbringen, da sonst das Risiko für ihre Gesundheit und ihr Leben immer größer und bedrohlicher wird.

Wie lange ein Mensch in einem Raumschiff im Weltraum also maximal überleben könnte, wissen die Forscher nicht genau zu sagen.
Einfach in einem Experiment ausprobieren will und kann das selbstverständlich niemand, da man damit ja einen Menschen in Lebensgefahr brächte.

Autor: Holger Podszun