Warum macht der April, was er will?

So sieht typisches Aprilwetter aus: Schnell aufquellende Schauerwolken ziehen über das Land, regnen ab – manchmal sogar als Hagel, Graupel oder Schnee. Kurz nach einem heftigen Schauer bricht dann häufig die Sonne wieder durch die Wolken. Das Foto wurde am Donnerstagnachmittag aufgenommen. Foto: Podszun

„April, April, der macht, was er will“ – diese Bauernregel kennt wohl jedes Kind. Die Regel hat ihren Ursprung im sprunghaft wechselnden Aprilwetter. Es kann vorkommen, dass sich an einem einzigen Tag Sonnenschein, bewölkter Himmel, Regen-, Hagel-, Graupel- oder Schneeschauer abwechseln.

 

 

Grund für dieses ungewöhnliche Wetter ist der Übergang des Winters in den Frühling. Man könnte sagen, dass die Kälte des Winters sich dagegen wehrt, dem warmen Frühling Platz zu machen. Im hohen Norden Europas ist noch besonders kalt, da die Sonne in den Polargebieten während der Polarnacht für viele Wochen überhaupt nicht aufgegangen ist und Land und ganz besonders das Polarmeer hier sehr stark ausgekühlt sind.

Auf der anderen Seite steht die Sonne im April wieder bereits recht hoch am Himmel, scheint jeden Tag ein wenig länger und hat schon so viel Kraft, dass sie das Land tagsüber stark erwärmen kann.

Das Meerwasser hingegen erwärmt sich längst nicht so schnell, da es eine andere sogenannte „Wärmekapazität“ hat: So braucht es fünf Mal mehr Energie, um ein Kilogramm Wasser um 1° Celsius zu erwärmen als ein Kilogramm Sand. So entsteht im Frühling zwischen den Meeren im Norden und dem Land im Süden für einige Wochen ein großes Temperaturgefälle.

Strömt nun sehr kalte Luft aus dem Nordwesten Richtung Süden, nimmt sie zuvor über den Meeren viel Feuchtigkeit auf. Erreicht die kalte und feuchte Luft das Festland, entsteht nun auch hier ein Temperaturgefälle – allerdings nicht zwischen Nord und Süd, sondern zwischen oben und unten: Am von der Sonne erwärmten Boden ist es bereits 10° Celsius oder wärmer – in 5 Kilometern Höhe ist es noch bis zu minus 35° Celsius kalt.

Die kalte Luft aus dem Norden wird am Boden nun erwärmt, steigt auf und erreicht die höheren, kalten Luftschichten. Hier kondensiert die Feuchtigkeit schnell zu dicken Quellwolken und regnet in kräftigen Schauern wieder ab. Je nach Temperatur kann auch Hagel, Graupel oder Schnee fallen. Die vorher aufgestiegene und jetzt wieder stark abgekühlte Luft sinkt jetzt schnell wieder ab: Dabei liegen Regionen mit aufsteigender und Wolken bildender feuchter Luft oft nah an Regionen mit absinkender, trockener und wolkenfreier Luft. So erklärt sich der für das Aprilwetter typische schnelle Wechsel zwischen Wolken, Regen und Sonnenschein.

Dieses typische Aprilwetter trat früher regelmäßig an rund zehn Apriltagen auf – meist dann, wenn ein Hochdruckgebiet über unserem Land lag und zugleich ein Tiefdruckgebiet nördlich von uns. Dann kann die kalte Luft aus den Polargebieten besonders gut zu uns strömen und das Aprilwetter auslösen. Seit dem Jahr 2007 allerdings haben die Wissenschaftler beobachtet, dass solche Wetterlagen immer seltener werden: Aprilwetter gab es seitdem nicht mehr an zehn, sondern nur noch an rund drei Apriltagen. Insgesamt wurde der Monat April seitdem im Durchschnitt immer wärmer und trockener. Über die Gründe hierfür sind sich die Wissenschaftler noch nicht einig – auch ist der Beob­achtungszeitraum seit dem Jahr 2007 zu kurz, um sichere Schlüsse ziehen zu können. Ob diese Änderung des Aprilwetters möglicherweise auch etwas mit der Klimaerwärmung zu tun hat, wird zurzeit allerdings untersucht.

Autor: Holger Podszun