Können Sterne zusammenstoßen?

So stellt sich ein Zeichner der NASA die Explosion eines Sternes vor. Grafik: NASA

(hp) Dass unsere Sonne in nächster Zeit mit einem anderen Stern zusammenstößt, ist mehr als unwahrscheinlich. Wobei mit „nächster Zeit“ einige Milliarden Jahre zu verstehen sind. Und „unwahrscheinlich“ bedeutet daher im Grunde soviel wie „nie“.

 

 

Grund ist, dass es in der Umgebung unserer Sonne ganz einfach viel zu wenige andere Sterne gibt, als dass sie sich jemals gefährlich nahe kommen könnten. Lange Zeit vermuteten Wissenschaftler daher fälschlich, dass es in der Milchstraße – unserer Heimatgalaxie – während der gesamten Dauer ihrer Existenz möglicherweise nicht einmal einen einzigen Zusammenstoß zweier Sterne gegeben hat.

Diese Annahme gilt allerdings nur, wenn überall in unserem Milchstraßensystem die Sterne ähnlich weiträumig verteilt sind, wie in der Umgebung unserer Sonne. Aber das ist nicht überall der Fall. So gibt es beispielsweise Sternhaufen, in denen die Sterne sehr viel dichter beieinander ihre Bahnen ziehen. Und auch im Zentrum unserer Milchstraße sind die Abstände der Sterne weitaus geringer.

Wo es mit Sicherheit zu Zusammenstößen von Sternen kommt, ist in den rund 150 sogenannten Kugelsternhaufen, die unsere Milchstraße umkreisen. Etwa alle 10.000 Jahren kommt es in einem dieser Haufen zu solch einer Begegnung zweier Sterne.

Wie genau solch ein Zusammenstoß abläuft, hängt davon ab, wie die beiden Sterne beschaffen sind. Wäre einer der beiden Sterne zum Beispiel ein Weißer Zwerg, also ein sehr kleiner, dafür aber besonders schwerer Stern und gliche der andere Stern unserer Sonne, könnten wir einige atemberaubende Beobachtungen machen – die allerdings auch unsere letzten wären, träfe solch ein Schicksal tatsächlich unsere eigene Sonne:

Ein Weißer Zwerg hat einen Durchmesser von nur 10.000 Kilometern – zum Vergleich: die Erde hat einen Durchmesser von 12.700 Kilometern. Dafür ist dieser „Zwerg“ aber genauso schwer wie unsere eigene Sonne mit ihrem Durchmesser von 1,3 Millionen Kilometern. Im Vergleich zur Sonne ist der Weiße Zwerg ist also ein sehr dichter und kompakter Himmelskörper. Da Sonne und Weißer Zwerg einander immer stärker anziehen, je mehr sie sich annähern, treffen sie schließlich mit einer Geschwindigkeit von rund 500 bis 600 Kilometern in der Sekunde aufeinander. Zum Vergleich: Eine Gewehrkugel schafft maximal 1 Kilometer in der Sekunde. Durch den Schock des Aufpralls heizt sich die Sonne so sehr auf, dass sie in weniger als einer Stunde soviel Energie freisetzt wie sonst nicht in 100 Millionen Jahren.
Zugleich spritzen gigantische Mengen heißen Gases aus der Sonne heraus bis weit in das Sonnensystem hinein.
Der Weiße Zwerg, weil er so klein, schwer und kompakt ist, fliegt hingegen unbeschadet durch die Sonne hindurch – etwa so, wie eine abgefeuerte Gewehrkugel durch einen Kürbis schießt und diesen dabei zerplatzen lässt. #

Nur eine Stunde dauerte dieser Weltuntergang: Danach wäre unsere Sonne zerstört und damit auch unser Sonnensystem. Sollte unsere Erde die Explosion überstanden haben, würde sie nun heimatlos durchs Weltall treiben. Würde unsere Sonne mit einem gleich großen und schweren Stern zusammenstoßen, gäbe es mehrere Möglichkeiten, wie das Treffen ausginge: Streifen sie sich nur, könnten beide Sterne die Begegnung sogar überleben. Treffen sie frontal aufeinander, könnten beide Sterne zerstört werden – oder sogar miteinander verschmelzen, wenn sie nicht zu schnell aufeinandertreffen.

Autor: Holger Podszun