Wie heilt ein Knochenbruch?

Das Röntgenbild zeigt den schweren Bruch eines Oberarmknochens. Solch ein Bruch muss operiert werden; er kann mit einem einfachen Gipsverband nicht abheilen. Foto: Bill Rhodes / wikimedia.org / CC BY 2.0

(hp) Ungefähr 208 bis 212 einzelne Knochen haben wir Menschen. Eine genaue Anzahl kann man nicht angeben, da von Mensch zu Mensch eine unterschiedliche Anzahl von Knochen vorhanden sein kann. Die Knochen werden unserem sogenannten Stütz- und Bewegungsapparat zugerechnet.

 

 

Sie sind im Zusammenspiel mit unseren Muskeln verantwortlich dafür, dass unser Körper seine feste Form behält, wir uns aber trotzdem bewegen können. Unsere Knochen sind einerseits bemerkenswert biegsam und elas­tisch und andererseits sind sie von sehr gro­ßer Härte. Dank dieser beiden Eigenschaften sind unsere Knochen in der Lage, selbst sehr starken Zug- oder Druckbelas-tungen standzuhalten. Vereinfacht gesagt, könnte unser Oberschenkelknochen, der stärkste und größte Knochen unseres Körpers, einer Zugkraft von fast 1.700 Kilogramm standhalten, bevor er bricht. 

So können Menschen problemlos und unverletzt Stürze sogar aus vielen Metern Höhe überstehen oder als besonders trainierte Sportler Gewichte von mehr als 250 Kilo heben.

Manchmal aber ist selbst für unsere Knochen die Belastung durch den Aufprall nach einem Sturz oder einem Schlag zu groß. Da unsere Knochen teils über sogenannte Sollbruchstellen verfügen, brechen sie bei unterschiedlichen Menschen, wenn sie ähnlichen Belastungen ausgesetzt sind, oft an den gleichen Stellen.
Darum sind zum Beispiel Brüche des Handgelenkes, des Schlüsselbeines, der Sprunggelenke oder auch der Rippen häufige und typische Brüche bei Sportunfällen.

Unsere Knochen sind umhüllt mit der sogenannten Knochenhaut. Diese ist stark durchblutet und von zahlreichen Nerven durchsetzt. Wenn ein Knochen bricht, wird auch die Knochenhaut verletzt und dies spüren wir als einen lang anhaltenden und starken Schmerz.

Diese Knochenhaut ist es aber auch, die schon unmittelbar nach dem Bruch die Heilung des Knochens anstößt. Denn sie enthält in einer ihrer Schichten Zellen, die in der Lage sind, sich zu neuen Knochenzellen zu entwickeln.
Direkt am gebrochenen Knochen und der verletzten Knochenhaut tritt als Folge des Bruches zunächst Blut aus, das genau wie bei jeder anderen Wunde zu gerinnen beginnt. Hier an der Bruchstelle entstehen nun bereits in kürzester Zeit neue, feine Blutgefäße, um die herum sich Zellen aus der Knochenhaut anlagern. Diese Zellen bilden zunächst im Laufe von drei bis vier Wochen rund um die Bruchstelle eine Art „Knochenkitt“. Anfangs ist dieser Kitt noch weich wie Knetmasse. Nach und nach wird darin nun Kalk eingelagert und der Kitt wird dadurch härter und härter, bis er sich im Verlauf weiterer Wochen zu echtem Knochen wandelt.

Je nachdem, um welchen Knochen es sich handelt, kann der Bruch schon nach einem Monat verheilt sein – es kann aber auch bis zu drei Monate oder länger dauern, bis die Heilung abgeschlossen ist.

Noch vor etwa hundert Jahren gab es Knochenbrüche, die nicht heilbar waren und für die Patienten schließlich den Tod bedeuteten: Dies waren zumeist komplizierte Mehrfachbrüche mit mehreren betroffenen Knochen, wie sie zum Beispiel bei Stürzen aus großer Höhe oder heutzutage auch bei schweren Motorrad- oder Autounfällen vorkommen.
Auch ein Oberschenkelhalsbruch, das ist der Bruch des Oberschenkelknochens sehr nahe am Hüftgelenk, führte für die meist älteren Patienten damals zum sicheren Tod. Dank der Fortschritte in der Intensivmedizin und bei den Operationstechniken ist heute aber kaum noch ein Knochenbruch wirklich lebensbedrohend.

Autor: Holger Podszun