Ein Weihnachtsgeschenk für die Stadtbücherei

Sie durfte schon vor Weihnachten auspacken: Dagmar Schnittker mit dem Bücherverzeichnis aus dem Jahr 1928, welches die Stadtbücherei Ibbenbüren jetzt geschenkt bekommen hat Foto: Stadt Ibbenbüren / André Hagel

Ibbenbüren

Ibbenbüren. Bis Weihnachten dauert es noch ein klitzekleines bisschen. Die Stadtbücherei Ibbenbüren aber konnte bereits ein Weihnachtsgeschenk auspacken. Oder sagen wir besser: ein Vorweihnachtsgeschenk.

Denn sie hat jetzt ein historisches Bücherverzeichnis aus dem Jahre 1928 geschenkt bekommen. „Bücher-Verzeichnis der Öffentlichen Volks- und Jugendbücherei in Ibbenbüren“ prangt in altdeutschen Lettern auf dem Umschlag der knapp DIN A5 großen Broschüre. Wer das Büchlein aufschlägt, findet darin einen Katalog ausleihbarer Buchtitel, Infos zur Ausleihe, darüber hinaus kurze Erläuterungen zu einzelnen Autoren und ihrem schriftstellerischen Werk, eingestreut sinnige Sprüchlein zum Thema Literatur, außerdem noch fotografische Ansichten Ibbenbürens aus damaliger Zeit.

Vor allem Letztere dürften echte historische Raritäten sein. Jenseits des Literarischen und Fotografischen wartet die Broschüre noch mit reichlich Werbeinseraten auf. Rieping, Wehmeyer, Feldmann – so mancher Name aus der Ibbenbürener Geschäftswelt der späten 1920er Jahre hat hierbei Wiedererkennungswert. „Wir haben das Bücherverzeichnis kürzlich als Schenkung erhalten. Es stammt aus einer Erbschaft“, erläutert Bibliotheksleiterin Dagmar Schnittker. Bei ihr und den Kolleginnen der Stadtbücherei Ibbenbüren sorgte das vorweihnachtliche Geschenk zunächst für Verwirrung. Denn 1928 gab es die Stadtbücherei noch gar nicht.

Sie wurde erst zehn Jahre später eingerichtet. „Wir dachten erst: Muss die Geschichte der Stadtbücherei Ibbenbüren etwa neu geschrieben werden?“, lächelt Schnittker. Nein, musste sie aber dann doch nicht. Als Standort der Öffentlichen Volks- und Jugendbücherei wird im Innenteil der Broschüre nämlich die Große Straße angegeben, nahe der St.-Mauritius-Kirche. „Dieses Verzeichnis war also wohl für die kirchliche Bücherei vorgesehen“, erklärt Dagmar Schnittker. Solcherlei Einrichtungen gab es in jenen Jahren in Ibbenbüren sechs an der Zahl. Die Stadtbücherei möchte das Geschenk nicht einfach zum Angucken in eine Vitrine stellen.

Oder gar in irgendeinem Archiv einstauben lassen. So wird der Förderkreis Viel-Seitig, der Förderverein der Stadtbücherei Ibbenbüren, insbesondere die in der Schrift enthaltenen Literaturlisten unter die Lupe nehmen und auswerten. „Diese Listen erlauben Einblicke in den Literaturkanon der 1920er Jahre“, erläutert Bücherei-Chefin Schnittker. Zwecks Recherche zur Verfügung gestellt werden soll die Publikation zudem der Heimatforschung. Weil das schönste Geschenk eben doch dasjenige ist, das man mit anderen teilt. Auch vor Weihnachten.