Amputationen, wenn eben möglich, vermeiden

Das Publikumsinteresse an diesem Thema war sehr groß. Foto: Veranstalter

Steinfurt

Steinfurt. „Schaufensterkrankheit“ wird sie genannt, weil Betroffene nur noch kurze Strecken schmerzfrei laufen können. Für Außenstehende macht es den Eindruck, als würden sie langsam durch die Stadt flanieren, um sich Stück für Stück die Angebote der Geschäftswelt anzuschauen.

Doch hinter den Beschwerden steckt eine ernsthafte Durchblutungsstörung der Arterien in Becken und Beinen. Schlimmstenfalls führt das zu Wunden und Amputationen. Dr. med. Bernd Krabbe, leitender Oberarzt der Abteilung Innere Medizin / Angiologie (Gefäßkunde) im UKM Marienhospital Steinfurt, befasste sich in einer gut besuchten Folge der Vortragsreihe „Abendvisite“ mit diesem Thema. 

Mediziner sprechen von der „Peripheren arteriellen Verschlusskrankheit“, kurz PAVK genannt. Durch Verkalkung sind Arterien dermaßen verengt, dass Beine, Füße und andere Körperteile nicht mehr ausreichend durchblutet werden. „In Deutschland gibt es etwa 4,5 Millionen Patienten“, so der Gefäß-Experte. „Eine PAVK reduziert die Lebenserwartung um zirka acht Jahre“, fügt er hinzu.

Risikofaktoren bilden unter anderem Nikotinkonsum, hoher Blutdruck, mangelnde Bewegung und Übergewicht.

Es gibt zahlreiche Möglichkeiten die Krankheit zu erkennen, so zum Beispiel durch Ultraschall-Diagnostik, CT und MRT-Untersuchungen. „Wer rastet der rostet ist nicht nur ein belangloses Sprichwort“, betonte der Arzt und führte aus, dass neben der Beseitigung von Risikofaktoren ein aktiver Lebensstil vorbeugend wirkt.

Zu seinen Empfehlungen gehört, dreimal wöchentlich etwa 30 Minuten zu gehen, Treppen zu steigen statt Fahrstuhl zu fahren und möglichst das Fahrrad anstelle des Autos zu nehmen. Auch solle man „Cholesterinbomben“ wie fettreiches Fleisch, Kuchen oder Torten besser meiden.

Ist die Krankheit zu weit fortgeschritten, so dass bereits stark zerstörtes Gewebe diagnostiziert wird, werden Gliedmaßen oft amputiert. Krabbe mahnt, vorher auf jeden Fall eine gefäßmedizinische Untersuchung vorzunehmen, um eindeutig festzustellen, ob beispielsweise ein Zeh oder ein Fuß nicht doch zu retten ist. 60.000 Amputationen pro Jahr seien eine hohe Zahl, die sich möglicherweise verringern ließe.


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