Ein Stolperstein für Prälat Hermann Scheipers

Der Stolperstein und die Gedenktafel in der Nähe von St. Lambertus. Fotos: Hermann Josef Pape

Steinfurt

Ochtrup. Mit Mut, Charme und großem Gottvertrauen haben die Zwillinge Anna und Hermann Scheipers ihr Leben ohne Rücksicht auf eigene Gefährdungen für Menschenwürde, Freiheit und Rechtsstaatlichkeit sowie gegen Intoleranz, Diskriminierung und staatliche Willkür eingesetzt und gekämpft.

Diese Zivilcourage der Zwillinge während der schrecklichen NS-Zeit ist weithin als beispielhaft bekannt, anerkannt und mehrfach öffentlich gewürdigt worden. Anna Schweppe (geboren am 24. Juli 1913 in Ochtrup; gestorben am 8. Dezember 2007) war die Zwillingsschwester des katholischen Priesters Hermann Scheipers.

Sie hielt nach der willkürlichen Inhaftierung ihres Bruders und seiner Überstellung in das Konzentrationslager Dachau von Ochtrup aus unter Lebensgefahr den Kontakt zu ihm aufrecht. Besonders schmuggelte sie – wie auch andere Familienangehörige – Briefe, Lebensmittel und Medikamente ins KZ. Als ihr Zwillingsbruder 1942 nach einem Schwächeanfall in den Invalidenblock verlegt worden war, von wo aus regelmäßig Häftlinge zur Vergasung deportiert wurden, drang Anna Schweppe zusammen mit ihrem Vater mutig bis in das Reichssicherheitshauptamt in Berlin vor.

Ihre couragierte Intervention rettete ihren Bruder und damit zugleich viele weitere Priester vor dem Tod in der Gaskammer. Für dieses herausragende Engagement ist Anna mehrfach öffentlich geehrt worden.

Nachdem die CDU-Ratsfraktion schon mit einem Initiativantrag dafür gesorgte hatte, dass Hermann Scheipers auch endlich in Ochtrup zum Ehrenbürger ernannt wurde, beantragte sie im August 2016 als weiteren Beitrag zur Geschichtspolitik und Erinnerungskultur, einen „Stolperstein“ für Hermann Scheipers zu verlegen.

Ein inzwischen internationales Projekt des Kölner Künstlers Gunter Demnig, das die Erinnerung an alle Verfolgten im Nationalsozialismus lebendig hält. Dazu gehörte ohne jeden Zweifel Prälat Hermann Scheipers, von Mai 1960 bis August 1983 Pfarrer in Maria Himmelfahrt Schirgiswalde. Scheipers wurde am 4. Oktober 1940 in Hubertusburg als katholischer Priester wegen seines Einsatzes als Seelsorger verfolgt, wegen Polenseelsorge willkürlich verhaftet und ohne jede gerichtliche Anklage als Feind des NS-Staates in das KZ Dachau eingeliefert. Er überlebte die Gräuel der SS auf wundersame Art und Weise und entkam auch noch dem Todesmarsch. Er starb am 2. Juni 2016.

Der Stolperstein mit Lebensdaten von Hermann Scheipers auf einer quadratischen Messingtafel wurde am 3. Februar von dem eigens dazu aus Köln angereisten Künstler Günter Demnig vor der früheren elterlichen Wohnung ganz in der Nähe seiner heimatlichen Pfarr -, Tauf- und Primizkirche St. Lambertus bündig in das Pflaster des Bürgersteiges eingesetzt. Eine Gedenktafel erinnert zudem auf Augenhöhe an die besondere Zivilcourage der Zwillinge Anne und Hermann Scheipers.

 


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