Gewalt ist Verrat an Gott und den Menschen

Matthias Fraune aus Laer wird Pfingsten im münsterischen St.-Paulus-Dom zum Priester geweiht. Foto: Bischöfliche Pressestelle / Ann-Christin Ladermann

Steinfurt

Laer. Immer, wenn das Wetter passte, hat sich Matthias Fraune im vergangenen Sommer auf den Weg gemacht: „Meine Idee: ,Seelsorge im Park‘.“ So ist er mit Menschen ins Gespräch gekommen, die er als Diakon der Propsteigemeinde St. Remigius sonst wahrscheinlich weniger getroffen hätte: „Ich wollte zeigen, dass wir als katholische Kirche offen und Wegbegleiter für alle sind.“

Seine Zeit in Borken unterbricht der Laerer gerade, um sich in Münster auf den nächsten Schritt an Pfingsten vorzubereiten. Zusammen mit zwei weiteren Männern aus dem Bistum Münster wird Fraune am Sonntag, 5. Juni, von Bischof Dr. Felix Genn im St.-Paulus-Dom zum Priester geweiht.

Mit seinen 56 Jahren ist der Laerer der älteste im Trio der Priesteramtskandidaten. Dafür bringt er einiges an Lebenserfahrung mit. Seitdem er 13 Jahre alt ist, sitzt Matthias Fraune im Rollstuhl: „Als Folge einer übermäßigen Gewebebildung nach einer Operation“, nennt er den Grund für seine Lähmung. Zwei Jahre konnte er damals nicht zur Schule gehen. Zu Hause hat er weitergelernt, um – als es gesundheitlich bei ihm wieder ging – weiter das Gymnasium in Borghorst zu besuchen.

Allerdings nur kurz. Weil das Schulgebäude nicht behindertengerecht war, musste er auf die Laerer Hauptschule wechseln, die er schließlich mit dem Realschulabschluss verließ.

Es folgte die nächste Ernüchterung: „Ich fand keinen Ausbildungsplatz – und war ein Jahr arbeitslos.“ Eine Lehre zum Bürogehilfen bei der Gemeindeverwaltung in Laer konnte er anschließend nicht beenden: „Wegen meiner Krampfanfälle war es mir unmöglich, die Abschlussprüfung in Stenografie zu bestehen.“ Zweiter Anlauf: Die Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten schloss Matthias Fraune erfolgreich ab – und blieb danach 32 Jahre im Laerer Rathaus.

2016 fasste er sich ein Herz und nahm Kontakt zum Leiter des Priesterseminares auf. Vier Tage nach seinem 50. Geburtstag klingelte das Telefon. Am anderen Ende der Leiter des Seminares mit einer klaren Aussage: „Wir nehmen Sie!“
Dass er als künftiger Priester im Rollstuhl sitzt, sieht Matthias Fraune auch als sichtbares Zeichen für den Dienst an den Kranken und Armen. Ihm ist wichtig zu vermitteln, dass es keine Menschen zweiter Klasse gibt: „Jeder ist so, wie er ist, von Gott geliebt.“ Ausgrenzungen verurteilt der Weihekandidat genauso wie die Verbrechen des sexualisierten Missbrauchs: „Jede Form von Gewalt ist Verrat an Gott und den Menschen.“

Nach der Weihe am Pfingstsonntag im Dom feiert Fraune seine Primiz, also seinen ersten Gottesdienst, am 12. Juni um 10.30 Uhr in seiner Heimatpfarrei Heilige Brüder Ewaldi in Laer. Dazu sind alle willkommen, die dabei sein möchten: „Ich würde mich sehr freuen, wenn ich an dieser entscheidenden Wegmarke möglichst viele Menschen aus meiner Heimat und meinen Wirkungsstätten an meiner Seite hätte.“ Im Anschluss an die Primizfeier gibt es einen Empfang.
Die Priesterweihe am 5. Juni wird ab 14.30 Uhr auch im Internet unter www.bistum-muenster.de gestreamt.


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