Nachhaltiges Wirtschaften in Rheine

[v.l.n.r.: Bürgermeister Dr. Peter Lüttmann (Stadt Rheine), Prof. Dr. Volker Quaschning, Judith Litzenburgern (MWIKE NRW), Yassine Mokdad, Ingo Niehaus (beide EWG)] Foto: EWG

Wirtschaft

Rheine. Prof. Dr. Volker Quaschning und Judith Litzenburger sprachen im TaT über die nachhaltige Transformation der Wirtschaft. Die Umstellung der Wirtschaft auf perspektivisch klimaneutrales Produzieren ist ein Kraftakt. Umfangreiche Investitionen sind vor diesem Hintergrund notwendig, um die politisch angestrebten Ziele auch tatsächlich zu erreichen.

Die sich immer schneller verändernden Rahmenbedingungen sorgen in Ergänzung für zunehmende Unsicherheit bei vielen Unternehmen. Und dennoch ist die Transformation unumgänglich, wie Prof. Dr. Volker Quaschning von der HTW in Berlin aus wissenschaftlicher Sicht sehr anschaulich verdeutlichen konnte.

Anlass für den Besuch des Professors war das Expertenforum der EWG Rheine, das unter dem Namen „Nachhaltigkeit & Wirtschaft: Widerspruch oder Chance für die Zukunft?“ stattfand. Passenderweise im TaT, welches in den 1990er Jahren für nachhaltige Zukunftstechnologien aufgebaut wurde, fanden sich um die 100 Teilnehmenden ein.

Das Fachforum wurde mit einer kleinen Messe eröffnet, in der lokale, nachhaltige Unternehmen ihre Produkte und ihre Beiträge zur nachhaltigen Transformation der deutschen Wirtschaft vorstellen konnten. Dabei waren unter anderem die KTR Systems GmbH als Zulieferer der Windenergie und VEGA als nachhaltiges Logistikunternehmen mit dem Schwerpunkt die Verkehre von der Straße mit einem selbst entwickeltem innovativem r2l-Connector, mit dem jedes gummibereiftes Fahrzeug kranbar wird, auf die Schiene zu bringen.

Im Anschluss eröffnete Dr. Peter Lüttmann, Bürgermeister der Stadt Rheine, gemeinsam mit Ingo Niehaus und Yassine Mokdad (beide EWG) den formalen Teil des Abends und betonten das bereits vorhandene Engagement der Stadt und der Wirtschaft, aber auch die Herausforderungen, die noch vor ihnen stehen.

Judith Litzenburger aus dem Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen betonte in Ihrem Vortrag vor allem, dass die Politik die aktuellen Entwicklungen sehr genau beobachte und daran arbeitet die Rahmenbedingungen für eine gelingende Transformation zu schaffen. Dafür werden regelmäßig Förderprogramme aufgesetzt, die die Unternehmen unterstützen und vor allem für Investitionssicherheit für die Unternehmen sorgen sollen.

Im Vortrag von Professor Quaschning wurde die Notwendigkeit der schnellen Umstellung der Wirtschaft deutlich: Bei fehlender Anpassung der Wirtschaft droht die internationale Konkurrenzfähigkeit verloren zu gehen. Er betont die Bedeutung des schnellen Handelns der Wirtschaft, um den Anschluss nicht zu verlieren, dies bedeutet für ihn auch: Flächendeckende Installation von PV-Anlagen auf Gewerbedächern, die schnelle Umstellung des Firmenfuhrparks auf CO2-neutrale Antriebe, die Nutzung von Erdwärme und Wärmepumpen in den Gebäuden und mehr. Zu lange würde sich auf alter Technik ausgeruht werden und fortschrittlichen Technologien verweigert werden, wie am Thema der Wärmepumpen sichtbar geworden sei.

Wasserstoff als Energieträger sieht Quaschning als wichtigen Baustein insb. für einen klimaneutralen Flugverkehr sowie für die Umstellung der emissionsintensiven Stahlindustrie, die mit Wasserstoff klimafreundliche Hochöfen befeuern kann. Zudem sei auch Wasserstoff ein wichtiger Erfolgsfaktor, um u.a. Lücken in der Stromversorgung ausgleichen zu können – eine Aufgabe, die zur Zeit vor allem mit Erdgas betriebene Kraftwerke übernehmen.
Wie genau die lokale Wirtschaft bzw. die Industrie die politischen Vorgaben der Emissionsreduzierung in die Praxis umsetzen wird und welche weiteren technologischen Entwicklungen dabei eine Rolle spielen werden, bleibt ein spannender Prozess.

In der an die Vorträge anschließenden Diskussion gab es viele Fragen und Anmerkungen aus dem Publikum bzw. aus der Praxis. Von lokalen Unternehmen ist beispielsweise die Sorge um die Finanzierung von eigenen Schnellladestationen für die LKW-Flotte zu hören, ebenso sind batterieelektrische LKW bisher kaum wirtschaftlich zu beschaffen und einzusetzen, insbesondere in der Logistik.

Als Abschluss der Veranstaltung konnten einige lokale Firmen vorstellen, wie der nachhaltige Wandel bereits im eigenen Unternehmen stattfindet oder wie die das Unternehmen mit seinem Produkt, bzw. der Dienstleistung anderen dabei helfen kann:

Die DEOS.AG präsentierte sich mit ihren innovativen Produkten aus dem Bereich der Gebäudeautomation, durch die der Energiebedarf von Immobilien wesentlich reduziert werden kann. Als Beispiel wurde besonders der wartungs- und batteriefreie Heizungsthermostat TEO vorgestellt.

Die Gieseke Gruppe als Bauunternehmen, traditionell stark CO2 emittierend, stellte einen innovativen CO2-Rechner für Bauprojekte vor, der verdeutlicht, wie viel CO2 durch Anpassung der Materialien und der Ausführung eingespart werden kann.

Das Unternehmen BEN-Tec präsentierte u.a. den H2-PowerCube, welcher auf Basis von Wasserstoff ein Bürogebäude versorgt und durch den mit PV-Überschuss erzeugten Wasserstoff auch als Notstromaggregat fungieren kann.
Das Startup pangea energy, als jüngstes sich präsentierendes Unternehmen, entwickelt energetische Versorgungskonzepte für ganze Wohnquartiere und setzt diese gemeinsam mit den Bauträgern um. Dabei wird individuell untersucht, welcher Energieträger und welches Konzept für das jeweilige Quartier am besten geeignet ist.

Unterstützt werden die Unternehmen in Rheine von der Entwicklungs- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft für Rheine (EWG), die die Nachhaltigkeitsthemen im Service-Desk Nachhaltige Wirtschaft gebündelt haben: „Wir sind Ansprechpartner und Kümmerer für unsere lokalen Unternehmen und stehen beispielsweise für Beratung, die Vermittlung von passenden Förderprogrammen und zur Vernetzung bereit. Unsere Veranstaltungen, wie diese hier, sind ebenfalls ein gutes Beispiel für die wichtige Vernetzung der Unternehmen untereinander“, beschreibt Yassine Mokdad von der EWG die Aufgaben des Service Desks Nachhaltige Wirtschaft.

Nach dem formalen Teil ging der Abend in ein Get-Together mit der Möglichkeit zum Austausch untereinander über. Ein Angebot, das rege angenommen wurde, was Ingo Niehaus (Geschäftsführer EWG) besonders freut: „Wir freuen uns, dass wir den Unternehmen vor Ort eine Bühne und eine Möglichkeit der Vernetzung bieten können, die so gut angenommen wird. Herr Prof. Dr. Quaschning und Frau Litzenburger haben gezeigt, wie wichtig es ist, dass auch der Mittelstand in der Region sich jetzt mit der Transformation hin zu einer klimaneutralen Wirtschaft beschäftigen sollte, um nicht den Anschluss zu verlieren bzw. um auch die bestehenden Chancen nutzen zu können“.


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