Der Dachs

Unverwechselbar ist die Fellzeichnung der Dachse. Nur selten bekommt man solch ein Tier tagsüber zu Gesicht. Foto: Peter Trimming (CC BY 2.0)

Tier des Monats

(hp). Obwohl er in fast jedem größeren Mischwald auch bei uns im Münsterland vorkommen dürfte, bekommt man einen Dachs recht selten zu Gesicht. Das liegt vor allem daran, dass der Dachs als nachtaktives Tier natürlich hauptsächlich in der Dämmerung und Dunkelheit unterwegs ist und zudem seinen Bau erst dann verlässt, wenn er ganz sicher ist, dass keine Feinde in der Nähe sind.

Dachse graben sich häufig an Hängen liegende, große und tiefe Erdbauten, die einen Durchmesser von 30 Metern und mehr haben. Im Zentrum liegt der sogenannte Wohnkessel – oft in einer Tiefe bis zu fünf Metern. Zahlreiche Gänge verbinden diesen Kessel mit der Oberfläche. 

Dachsbauten werden häufig über viele Jahre, Jahrzehnte und manchmal sogar Jahrhunderte bewohnt, und jede Dachsgeneration erweitert den Bau um neue Gänge und Kessel. So können die ältesten Dachsbauten Dutzende Kammern und viele Hundert Meter lange Gänge umfassen. In solch großen Bauten können dann nicht nur mehrere Dachsfamilien zugleich leben. Nicht selten teilen sich Dachse eine genügend große Höhle sogar mit Füchsen.

Dieses enge Zusammenleben mit den Füchsen wurde den Dachsen in den 1970er Jahren zum Verhängnis. Damals war die Tollwut in Deutschland sehr verbreitet. Diese Krankheit wird häufig von Füchsen übertragen. Man versuchte daher, die Füchse zu töten, indem man Giftgas in deren Bauten einleitete. So wurden auch viele Dachse in den gemeinsam bewohnten Bauten getötet. Nachdem der Versuch, auf diese Weise die Tollwut einzudämmen, über Jahre erfolglos und somit misslungen war, begann man Anfang der 1980er Jahre, die Füchse mit Hilfe ausgelegter Köder zu impfen. Diese Methode funktionierte so gut, dass man aufhörte, die Füchse in ihren Bauten mit Gas zu töten. Seit dieser Zeit hat sich daher auch die Zahl der Dachse wieder erhöht und die Tiere gelten in ihrem Bestand seit dem Jahr 1999 als nicht mehr bedroht.
Dachse zählen zu der Familie der Marder, deren größte Vertreter sie sind: Sie werden bis zu 90 Zentimeter lang und bis zu 20 Kilo schwer.

Anders als ihre kleineren Verwandten verzehren Dachse, auch „Erdmarder“ genannt, weit mehr pflanzliche Kost wie zum Beispiel Obst, Pilze, Eicheln, Bucheckern oder Knollen und Wurzeln. Insekten, Schnecken, Würmer oder Maden machen den restlichen Teil aus, gelegentlich ergänzt von Mäusen, von Eiern bodenbrütender Vögel und von flugunfähigen Jungvögeln sowie jungen Hasen oder Kaninchen.

Der europäische Dachs ist in ganz Europa von den britischen Inseln bis hinein in den Kaukasus verbreitet.

Im Winter halten die Dachse keinen Winterschlaf. Wenn es allerdings sehr kalt wird, hält er eine sogenannte Winterruhe: Dann verschläft der Dachs zwar auch große Teile des Winters, wird aber zwischendurch immer wieder wach und geht auf Nahrungssuche. Selbst wenn er dann nichts zu fressen finden sollte, kann er dank seiner Fettpolster bis zu drei Monate ohne Nahrung überleben.

Die Paarungszeit der Dachse fällt in den Sommer. Nach der Befruchtung tritt aber zunächst eine sogenannte „Keimruhe“ ein: Die befruchtete Eizelle nistet sich zwar in der Gebärmutter ein, teilt sich aber zunächst nicht. Erst zum Ende des Winters beginnt­ die normale embryonale Entwicklung. Auf diese Weise kommen die ein bis fünf Jungen je Wurf nach einer Tragzeit von 45 Tagen erst im März des Folgejahres zur Welt, also in einer für ihr Überleben günstigeren Zeit.