Wer war St. Martin?

So könnte es sich zugetragen haben, als Martin seinen Mantel mit einem Bettler teilte. Bild: Gebhard Fugel

(hp) Am Dienstag feiern wir den Gedenktag des Heiligen Martin von Tours – oder bei uns besser bekannt als Sankt Martin.Geboren wurde Martin als Sohn eines römischen Soldaten vor fast genau 1.700 Jahren in Ungarn. Schon mit 15 Jahren wurde Martin selbst ein Soldat. Ab seinem 17. Lebensjahr versah er seinen Militärdienst in der französischen Stadt Amiens. Hier trug es sich zu, dass Martin in einer kalten Winternacht mit einem frierenden Bettler seinen Mantel teilte – die wohl bekannteste Legende, die sich um den Heiligen rankt.

Nachdem Martin mit etwa 40 Jahren aus dem Militärdienst ausgeschieden war, lebte er zunächst als Einsiedler und Mönch. Schon während dieser Zeit soll er viele Wunder vollbracht haben.
Etwa im Jahr 371 oder 372 wurde Martin mit ungefähr 55 Jahren zum Bischof von Tours geweiht – auf das große Drängen der Gläubigen hin, bei denen er äußerst beliebt war.
Die Legende erzählt, Martin habe aus Bescheidenheit gar nicht Bischof werden wollen, und er versuchte, sich der Bischofsweihe zu entziehen, indem er sich in einem Gänsestall versteckte. Die Gänse aber hätten aufgeregt geschnattert und so Martins Versteck verraten. Der Brauch am Martinstag Gänse zu verzehren, soll auf dieses Ereignis zurückgehen.

Vielleicht aber entstand der Brauch um die Martinsgans auch erst lange nach Martins Tod: Am Gedenktag des Heiligen, dem 11. November, gab es für die Bauern des Mittelalters nichts mehr auf dem Feld zu tun. Die Früchte waren abgeerntet und neu pflanzen konnte man erst im Frühjahr wieder. So wurde der Martinstag als das Datum festgeschrieben, an dem das alte Wirtschaftsjahr endete und das neue begann: Löhne und Pachten wurden an diesem Tag gezahlt, Abgaben und Steuern mussten an die Landesherren geleistet werden – oft in Form von Gänsen, da es Geld damals kaum gab. Und nicht zuletzt wurde an diesem Datum auch das überzählige Vieh geschlachtet, das die Bauern im kargen Winter nicht „durchfüttern“ konnten – darunter waren natürlich auch Gänse.

Gestorben ist Martin am 8. November des Jahres 397, im Alter von etwa 81 Jahren. Beigesetzt wurde er am 11. November an seinem Bischofssitz in der französischen Stadt Tours.
Da Martin ein sehr beliebter Bischof gewesen war und – wie man ihm nachsagte – schon zu seinen Lebzeiten viele Wunder vollbracht hatte, nahm die Bevölkerung sehr großen Anteil an der Beerdigung Martins. Sein Leichnam wurde auf einem Fluss nach Tours überführt. Die Legende erzählt, dass tausende Menschen nachts mit Laternen die Ufer säumten und dass auch das Boot, auf dem der Leichnam nach Tours gebracht wurde, hell von Laternen erleuchtet war. Hierin könnte der Ursprung der traditionellen Martinslaternen und der heutigen Martins­umzüge liegen.

Rund um die Martinszüge haben sich im Laufe der Zeit unterschiedlichste Bräuche entwickelt. So ziehen mancherorts die Kinder mit ihren Laternen von Haus zu Haus und bitten singend um Süßigkeiten.
Bei uns im Münsterland ziehen die Kinder mit ihren Laternen zu einem Festplatz – oft angeführt von einem Martinsdarsteller auf einem Pferd. Am Zielort wird dann ein Martinsspiel aufgeführt, die Kinder singen gemeinsam und bekommen dann auch hier zur Belohnung Süßigkeiten.

In einigen Gegenden Süddeutschlands bekommen die Kinder sogar, ähnlich wie am Nikolaustag, kleine Geschenke überreicht.