Gibt es bald keine echten Winter mehr?

Vom 14. bis in das 19. Jahrhundert waren die Winter in Europa bitterkalt und lang. Auf vielen Gemälden dieser Zeit sind Winterlandschaften abgebildet, die wir heute so nur noch selten zu Gesicht bekommen. Dieses Bild des Malers Hendrick Averkamp aus dem Jahr 1608 zeigt einen zugefrorenen Kanal in Holland. Damals froren die Wasserstraßen in fast jedem Winter zu. Heute in unserer Zeit sind eisbedeckte Kanäle eine absolute Ausnahme. Bild: Hendrick Avercamp / gemeinfrei

(hp) Bis zu unglaublichen 13°C wird es heute am Samstag warm werden, das hat der Wetterdienst angekündigt. Aber sollte es im Januar normalerweise nicht knackig kalt und die Landschaft wochenlang tief verschneit sein? 

Vielleicht habt ihr eure Großeltern schon einmal erzählen hören, dass die Winter früher kälter waren und dass es viel häufiger als heute geschneit hat. Aber stimmt das? Werden kalte Winter wirklich immer seltener? Und gibt es womöglich bald gar keinen richtigen Winter mehr geben?

Ein Blick in die Wetterstatistik zeigt, dass sich in den vergangenen hundert Jahren Phasen mit strengen, schnee­reichen Wintern immer wieder mit Zeiten milder Winter abgewechselt haben.
So waren zum Beispiel viele Winter der 1940er und 1960er Jahre kalt und schneereich. Winter der 1950er, 1970er oder auch der 1990er Jahre dagegen waren sehr mild und warm.
Wer also als Kind in den 1940er Jahren aufgewachsen ist, kann sich an viele kalte Winter mit sehr viel Schnee erinnern und seinen Enkelkindern – also euch – davon erzählen.

Betrachtet man aber nur die Winter der letzten 30 Jahre, stellt man fest, dass es bei uns immer weniger Tage gibt, in denen die Temperatur dauerhaft unter Null Grad liegt – und folgerichtig gibt es auch immer weniger Tage, an denen eine geschlossene Schneedecke auf dem Land liegt. So lag in Süddeutschland in den Wintern der 1940er bis 1980er Jahren noch fast zwei Monate lang durchgehend Schnee – heute sind es nicht einmal mehr drei Wochen.

Solche Zeiten milderen oder kälteren Klimas gab es allerdings auch früher schon: So nennt man eine besonders warme Periode vom 9. bis zum 11. Jahrhundert die „Mittelalterliche Warmzeit“. Damals soll es ähnlich warm und mild wie heute gewesen sein.

Vom 14. bis 19. Jahrhundert dagegen war es besonders kalt in Europa. Eine Erinnerung an diese Jahrhunderte lebt in unseren alten Märchen fort, wenn dort von bitterkalten Hungerwintern erzähltt wird. Diese Zeit der tiefen und langen Winter und der kühlen, verregneten Sommer nennt man auch die „Kleine Eiszeit“.

Ungefähr seit dem Jahr 1850 wurde es dann wieder wärmer, ein Trend, der sich bis in das 20. Jahrhundert fortsetzte und in unseren Tagen durch die von den Menschen verursachte Klimaerwärmung noch einmal erheblich beschleunigt wurde.

Da sich dieser Trend fortzusetzen scheint, können wir erwarten, dass es in den nächsten Jahren und Jahrzehnten wohl tatsächlich immer seltener schön kalte Winter mit viel Schnee zum Herumtoben und Schlittenfahren geben wird.