Sagen Bauernregeln das Wetter voraus?

Wie wird das Wetter? Wer sich mit Wolken auskennt, weiß, dass auf unserem Foto bald ein kräftiges Gewitter losbricht. Foto: Michael Graf / Wikimedia Commons CC BY-SA 3.0

(hp). Spätestens als die Menschheit in der Jungsteinzeit vor etwa 12.000 Jahren mit dem Ackerbau begann, wurde es überlebenswichtig, das Wetter genau zu beobachten. Besonders wichtig war es zu wissen, wie das Wetter voraussichtlich zur Aussaat und zur Ernte sein würde. 

Darum versuchten die Menschen, ein wiederkehrendes Muster darin zu entdecken, wie sich Wind, Wolken, Regen, Kälte oder Hitze im Lauf der Jahreszeiten verhielten. Anhand ihrer Beobachtungen stellten sie Regeln auf, die ihnen helfen sollten, das Wetter vorauszusagen. Andere Regeln sollten helfen, den Zeitpunkt der Ernte, der Aussaat oder die Zeit für bestimmte Arbeiten zu bestimmen. „Man düngt die Weinstöcke“, lautet zum Beispiel eine der ältesten, schriftlich aufgezeichneten Bauernregeln für den Monat Dezember. Aufgeschrieben hat sie der römische Schriftsteller Ovid vor über 2.000 Jahren.

Unsere deutschen Bauernregeln gehen ebenfalls auf jahrhunderte-, teils jahrtausendelange Beobachtungen zurück.
Da die Bauern früher meist nicht lesen oder schreiben konnten, brachten sie diese Regeln in Reimform. So konnten sie die Regeln besser auswendig im Kopf behalten, denn es gab eine ganze Menge von ihnen: Jeder Tag des Jahres hatte ein oder sogar mehrere Bauernregeln. Ab dem Mittelalter fanden dann die Gedenktage der Heiligen Eingang in die Bauernregeln. Diese Gedenktage wurden damals in den Gottesdiensten in den Kirchen angekündigt und die Bauern konnten den Zeitpunkt, auf den sich eine Bauernregel bezog, nun auf den Tag genau bestimmen. „Leg erst nach Sankt Markus Bohnen, er wird’s dir lohnen“, ist ein Beispiel für eine solche Regel. Der Gedenktag des heiligen Markus ist der 25. April und so entpuppt sich diese Regel als sehr sinnvoll, denn sie warnt davor, die Bohnen zu früh auszusähen, damit die jungen Pflanzen nicht durch zu Nässe oder Kälte im Frühjahr eingehen oder die Saat vielleicht gar nicht erst auskeimt.

Solche Bauernregeln „stimmen“ natürlich immer. Etwas anders verhält es sich mit Regeln, die das Wetter auf lange voraussagen wollen: „Ist’s an Sankt Dominikus (8. August) sehr heiß, wird der Winter lang und weiß.“ Solche Regeln sind nicht brauchbar. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein besonders langer und kalter oder aber ein normaler oder sogar warmer Winter nach einem heißen 8. August folgt, ist gleich hoch und natürlich dem Zufall unterworfen.

Andere Regeln gibt es, die dagegen eine sehr hohe Trefferquote aufweisen: „Wenn sich die sieben Brüder (10. Juli) sonnen, kommt sieben Wochen Wonnen.“

In acht von zehn Fällen trifft diese Regel zu. Grund ist dann eine sogenannte Großwetterlage: Wenn Anfang Juli zufällig ein kräftiges, großes Hochdruckgebiet über Mitteleuropa liegt, fließt Luft aus Südeuropa zu uns in den Norden; hier wird es dann trocken und warm. Solch ein sommerliches Hochdruckgebiet dehnt sich um diese Jahreszeit häufig bis weit über den Atlantischen Ozean aus und ist dann sehr stabil. Tiefdruckgebiete, die Regen und Abkühlung bringen könnten, schaffen es dann viele Wochen lang nicht, dieses Hochdruckgebiet zu verdrängen und so herrscht wochenlang schönes Sommerwetter.

Leider wird diese Bauernregel unzuverlässiger, je weiter man nach Norden kommt. In Süddeutschland trifft sie fast immer zu, an der Nordseeküste nur noch zu 50 Prozent – also zufällig. Ob eine Bauernregel zutrifft, hängt also auch davon ab, wo sie aufgestellt wurde. Vorsichtig muss man auch bei sehr alten Bauernregeln sein, denn über die Jahrhunderte kann sich das Klima so verändert haben, dass eine Regel nicht mehr zutrifft.