Ein Paradebeispiel für die Kreisentwicklung

Lengerich

Die Interessengemeinschaft (IG) Ledde hat sich mit ihrer Initiative „Bürger helfen Bürgern“ einer Herausforderung gestellt – und sie gemeistert. Für dieses Engagement erhielt die IG am vergangenen Donnerstag von der Westfalen-Initiative den dritten Preis beim Wettbewerb „Westfalen bewegt“. Das ist bereits die zweite Auszeichnung innerhalb von sieben Monaten.

 

(BeLa). Im idyllischen Dorfgemeinschaftshaus (DGH) in Ledde herrscht Feierstimmung. Man spürt unter den Einwohnern eine herzliche Atmosphäre – man kennt sich, man versteht sich und man hält zusammen. Doch auch bei allen „Ehren“ kommt hier die Gemütlichkeit nicht zu kurz: Die Tische sind hübsch mit Blumen dekoriert, für die Gäste stehen frisches Rosinenbrot, Butter, Schinken, Käse und Kaffee bereit. Ein großer Tag für das kleine, aber emsige Dorf im Tecklenburger Land.

2015 27 buergerHans-Jürgen Harmel, der „Mann der ersten Stunde“, erinnert sich: „Begonnen haben wir im Jahr 2008 mit dem Wochenmarkt“. Harmel gehört zu jenen, die das Angebot initiiert haben und betreuen. Zwei Jahre später wurden die „Kümmerer“ ins Leben gerufen, die auch in Tecklenburg und Leeden aktiv sind. Ganz im Sinne der Nachbarschaftshilfe befestigen sie wackelnde Stuhlbeine, reparieren tropfende Wasserhähne oder helfen bei Schreiben und Anträgen an Behörden.
Zur Initiative der IG Ledde „Bürger helfen Bürgern“ gehören fünf Arbeitskreise: Die „Kümmerer“ bieten kostenfreie Erledigung von Tätigkeiten, zum Beispiel im handwerklichen Bereich.

Drei „Defibrillatoren und 200 Ersthelfer“ dienen als Brücke zum Rettungsdienst. Der „Tauschring“ bewährt sich als organisierte Nachbarschaftshilfe. Hier gibt es beispielsweise Hilfe bei Computerproblemen, bei Fahrradreparaturen, Hilfe bei Tischler- und Gartenarbeiten und sogar Leihomas. Abgerechnet wird hier übrigens mit einer eigenen Währung: dem Ledde-Taler.

Der „Einkaufsring“ bietet haushaltsnahe Dienstleistungen. Das sind unter anderem Arbeiten wie Glasreinigung, Hausmeistertätigkeiten sowie alters- und behindertengerechte Umbauten. Der fünfte und letzte Arbeitskreis „Mobilität“ versteht sich als Angebot für Bürger ohne Kfz. Hier gibt es zum Beispiel Mitfahrgelegenheiten, Leihwagen und Leih-E-Bikes.

Schon beim Wettbewerb „Bürgerpreis Demografie 2014“ des Kreises Steinfurt mit dem Motto: „Die besten Initiativen und Projekte, die das Leben in unseren dörflichen Strukturen attraktiv und lebendig erhalten“, hat die Initiative unter 21 nominierten Teilnehmern den zweiten Preis gewonnen. Damit hat das Dorf im gesamten Kreis Steinfurt zweifelsohne eine Beispielfunktion übernommen. „Ein Dorf mit Zukunft“, wie Bürgermeister Stefan Streit stolz erklärt. „Mit ihrer Initiative bedient die IG nicht nur ein vordergründiges Bedürfnis. Vielmehr schafft sie Identifikation mit dem Ort und Vernetzung der Institutionen, Vereine und Gewerbetreibenden. Sie ermöglicht soziale Gemeinschaft, in der sich Menschen wohl fühlen“, würdigt Streit den Einsatz der zahlreichen Helfer.

„Hier ist verstanden worden, dass jeder Einzelne gefordert ist, um positive Ergebnisse für die Gemeinschaft zu erreichen. Die Initiative stellt die Organisation und – wo nötig und möglich – die Gerätschaften, damit die Bürger motiviert und effizient tätig werden können. Rein ehrenamtlich leis­tet sie Hilfe, die gegenseitige Hilfestellungen ermöglicht“, begründet Dr. Eberhard Christ, Geschäftsführer der Westfalen-Initiative die Auszeichnung, mit dem 2.000 Euro dotierten Preis.

Gisela Köster, stellvertretende Landrätin des Kreises Steinfurt, würdigte das Engagement der IG Ledde mit den Worten: „Das Projekt ‚Bürger helfen Bürgern‘ ist ein Paradebeispiel für die Kreisentwicklung.“ Diese aktiv zu gestalten sei besser, als auf Auswirkungen zu warten. In diesem Sinne hoffe man auf viele Nachahmer.