Landwirte setzen auf Blühflächen

Klimaschutzmanager Marvin Dieck (3.v.l.) zu Gast beim landwirtschaftlichen Ortsverein mit Vorsitzendem Christian Röwert (4.v.l.) im „Blüh- und Bejagungsstreifen“. Foto: privat

Emsdetten

Neuenkirchen. Der Landwirtschaftliche Ortsverein (LOV) hat sich lobenswerterweise in den vergangenen Jahren für mehr Blüten eingesetzt und Ertragseinbußen in Kauf genommen. „Rund 80 Prozent der Neuenkirchener Landwirte haben sich an der Aktion beteiligt und Land zur Verfügung gestellt“, erklärt der Vorsitzende des landwirtschaftlichen Ortsvereins Christian Röwert.

Insgesamt 76 Hektar (760.000 Quadratmeter), das entspricht fast der doppelten Fläche des Offlumer Sees, die die Landwirte entsprechend bewirtschaften. Davon sind rund 40 Hektar mit Blühmischungen angelegt, rund 35 Hektar sind in Form von Uferrandstreifen an Gräben mit mehrjährigen Gräsern begrünt worden. „Die Uferrandstreifen dienen dem Gewässerschutz und wirken als Vorfilter und geben den Böschungen mehr Halt“, so Röwert weiter. „Wir begrüßen die Aktion des LOV sehr, sie verzichten auf Erträge und schaffen mehr Biodiversität und somit wichtigen Lebensraum für Insekten“, sagt Klimaschutzmanager Marvin Dieck. Auch die Gemeinde habe in den letzten Jahren mehr Wert auf Blühstreifen und Wildblumen gesetzt, etwa am neuen Verbindungsweg zwischen Friedenstraße und Rathaus, an den Wirtschaftswegen oder dem Kreisverkehr.

„Für den Bürger wirkt es oft wie Unkraut, doch bieten diese Flächen wichtigen Lebensraum für unzählige Insekten und Kleintiere“, so Dieck weiter. Biodiversität nennt sich diese Artenvielfalt im Fachjargon. So werden die Blühstreifen überwiegend auch nur einmal im Jahr gemäht, vorwiegend im Herbst, damit ein möglichst großer Nutzen für die Insekten erzielt wird. Je nach Blütenstand und Witterung wechseln die Flächen regelmäßig ihr Aussehen.

Auch den Landwirten ist es wichtig, dass diese „wilden“ Lebensräume unberührt bleiben, denn nur so erfüllen sie ihren Zweck. „Da ist es schon ärgerlich, wenn die Blumen einfach so für den heimischen Wohnzimmertisch abgeschnitten werden“, ärgert sich Hermann Brünen, der an seinem Acker in der Dorfbauerschaft Sonnenblumen gesät hat. Immer wieder findet er abgeschnittenen Stiele auf seinem Grund. Während die 76 Hektar Blühstreifen/-flächen und Uferrandstreifen von der Landwirtschaftskammer NRW gefördert werden und an strenge Kriterien gebunden sind, sind solche „Blüh- und Bejagungsschneisen“, wie sie von Brünen an seinem Maisfeld angelegt sind, komplett selbst finanziert. Rund 150 Euro pro 1.000 Quadratmeter könne man da veranschlagen, so der Landwirt. Der Ertragsverzicht komme sogar noch oben drauf.

Dieses zusätzliche, freiwillige Engagement machen noch ein gutes Dutzend weiterer Landwirte in ganz Neuenkirchen mit. Auch Bürgermeister Franz Möllering begrüßt den Einsatz der Landwirte. „Ich bin froh, dass unsere Landwirte mit ihren Aktionen mit gutem Beispiel vorangehen und so die Artenvielfalt sichern“, sagte Franz Möllering.


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