Klärschlammvererdungsanlage in Emsdetten vorgestellt

Eins der vier Schlammbeete der neuen Klärschlammvererdungsanlage. Foto: Stadt Emsdetten

Emsdetten

Emsdetten. Informationen zu Aufbau, Betrieb und Vorteilen einer Klärschlammvererdungsanlage erhielten Kläranlagenbetreiber aus dem Münsterland vergangene Woche bei einem Baustelleninformationstag im nordrhein-westfälischen Emsdetten.

Dort baut die nordhessische Firma EKO-PLANT angrenzend an die Kläranlage Austum eine moderne Klärschlammvererdungsanlage, die im November 2019 in Betrieb gehen soll.

Da die Klärschlammentsorgung ein heiß diskutiertes Thema ist, ließ es sich der Technische Beigeordnete Martin Dörtelmann nicht nehmen, die Gäste persönlich zu begrüßen.
Es folgten Kurzvorträge mit Informationen darüber, warum sich Emsdetten für diese naturnahe Entwässerungstechnik entschieden hat. Und warum eine moderne Klärschlammvererdungsanlage nicht nur wirtschaftlich, sondern darüber hinaus ein Beitrag zum Umweltschutz ist. Beispielsweise tragen die Schilfbeete zu einer positiven CO2-Bilanz bei und fungieren als Rückzugsraum für Insekten und damit Nahrungsquelle für die heimischen Singvögel.
„Die Betriebskosten für die Entwässerung und biologische Umsetzung sind sehr gering. Denn die Hauptenergiequelle ist das kostenlose Sonnenlicht. Dieses benötigen die mehr als 70.000 Schilfpflanzen zum Wachsen und somit für ihre Arbeit: die Entwässerung und den organischen Abbau des Klärschlamms“, erläuterte der Leiter der Technischen Betriebe, Roland Scholtes. „In acht bis zehn Jahren werden sie so die Klärschlammmenge und damit die Entsorgungskosten erheblich reduzieren.“

Seitens der EKO-PLANT GmbH führten Kundenberater Peter Peters und Vertriebsleiter Frank Lünstedt sowie Harald Best als Bauleiter durch das Programm und über die Baustelle und standen für die vielen Fragen zur Verfügung.
Seit April wird an den vier Schilfbeeten gebaut; im November sollen sie in Betrieb gehen. Dann kann die Anlage rund 26.000 Kubikmeter Klärschlamm pro Jahr aufnehmen. Im großen Technikgebäude der Anlage, die vollautomatisch gesteuert und überwacht wird, sind die Steuerungstechnik und eine Doppelpumpstation untergebracht. Je Beet gibt es acht Beschickungseinheiten. Die Klärschlammvererdungsanlage verfügt über ein elektronisches Leckerkennungssystem. Eine Befahrung ist möglich. Die erste Räumung wird voraussichtlich in 2027 erfolgen. EKO-PLANT, eine Tochter der Neu-Eichenberger THE PAULY GROUP, errichtet die Anlage für rund 4,5 Millionen Euro. Zudem übernimmt sie für fünf Jahre die betriebsbegleitende Betreuung und schult die Mitarbeiter der Kläranlage.

Die Stadt hat mit der Auftragserteilung auf die jüngste Novellierung der Klärschlamm- und Düngemittelverordnung reagiert. Danach darf die bestehende Kläranlage, die eine Ausbaugröße von 150.000 Einwohnerwerten (EW) hat und deren realer Anschlusswert bei 75.000 EW liegt, aufgrund ihrer Größenordnung von 2029 an den anfallenden Klärschlamm nicht mehr landwirtschaftlich verwerten. Außerdem ist ihr dann die Rückgewinnung von Phosphor aus dem Klärschlamm verbindlich vorgeschrieben.

Beiden Auflagen wird man in Emsdetten mit der neuen Anlage gerecht. Die Stadt gewinnt Sicherheit und Flexibilität. Der Klärschlamm wird in den Schilfbeeten nämlich nicht nur entwässert, sondern auch über viele Jahre mineralisiert. Die verbleibende Restmenge kann also zeitlich flexibel verwertet werden. Sie enthält besonders viel wertvollen Phosphor.

In Emsdetten entsteht die aktuell größte Anlage zur Entwässerung und Vererdung anaerober Schlämme in Nordrhein-Westfalen.


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