Letzte Wünsche wagen

Den Wunsch, noch einmal gemeinsam mit seiner Familie den Möhnesee zu sehen, konnte der ASB-Wünschewagen Westfalen dem 87-jährigen Willy erfüllen. Foto: ASB

Emsdetten

Kreis Steinfurt (DiLi). Noch einmal die Erdmännchen im Zoo füttern, die warmen Sonnenstrahlen und die salzige Meeresluft auf der Haut spüren, ein letztes Mal die Familie im eigenen Haus in den Arm nehmen dürfen oder noch einmal den Sehnsuchtsort besuchen, mit dem man so viel verbindet – das macht der ASB-Wünschewagen Westfalen seit 2018 für alle Menschen möglich, denen nicht mehr viel Zeit bleibt.

Die Wünsche sind mal kleiner, mal sind sie ausgefallener. Wichtig ist immer der Mensch dahinter. Und seine Geschichte. Der Wünschewagen kommt immer dann zum Einsatz, wenn sich die Familie den Transport nicht mehr zutraut oder eine Reise ohne pflegerische Hilfe und Unterstützung nicht mehr möglich ist. Ausgestattet ist der umgebaute Krankenwagen mit allen Hilfsmitteln und Geräten, die für einen Krankentransport und akute Notfälle gebraucht werden. Ein Rettungssanitäter und eine Pflegefachkraft sind immer mit an Bord, um den Fahrgast so gut wie möglich zu betreuen und zu versorgen.2020, im ersten Jahr der Corona-Pandemie, wurden auch digitale Wege beschritten. Live-Bilder aus dem Zoo oder aus einem Museum konnten mit Hilfe der eigens dafür angeschafften Technik direkt an das Krankenbett übertragen werden. „Wir mussten kreativ werden“, erzählt Birgit Bäumer-Borgmann, Projektleiterin des ASB Wünschewagens NRW-Westfalen, „schließlich warten die Krankheiten nicht auf das Ende der Pandemie“.

Nichts aber ersetzt die selbst erlebte Erfahrung. Die Reaktion der Wunschgäste, wenn der Wünschewagen das Ziel erreicht und das Strahlen in den Augen, wenn sie realisieren, dass dieser eine Wunsch noch in Erfüllung gehen darf. So auch bei Wilhelm, genannt Willy, der mit seiner aus Düsseldorf und Berlin angereisten Familie noch einmal den Möhnesee besuchen möchte. Willy ist 87 Jahre alt und kennt aufgrund seiner langjährigen Tätigkeit als Lkw-Fahrer die Straßen wie seine Westentasche, weshalb er bereits während der Anfahrt seinen Spaß hat. Größer wird die Freude dann, als es auf die Talsperre zu einem Spaziergang geht, bei dem Willy einige Geschichten erzählt und die Zeit mit der Familie bei schönstem Wetter genießen kann. Mit der Kraft der gesamten Familie schafft er es dann auch teilweise, zu Fuß den steilen Weg ins Tal zu laufen, um dort mit allen ein Picknick abzuhalten – schließlich hat die Familie einige Köstlichkeiten vorbereitet. Eine schöne und unbeschwerte Zeit für alle. Auch die Kinder und Enkelkinder genießen die Stunden mit ihrem Opa. Selbst die Rückfahrt ist geprägt von Freude über diesen schönen Tag. Es sind Momente wie diese, die den Wünschewagen so wertvoll machen.

„Wir in Detten“ sprach mit Wunscherfüller Günter Kemper (59 Jahre) aus Emsdetten. Er erklärt: „Damals las ich im Internet über den Wünschewagen und nahm ganz spontan den Telefonhörer in die Hand. Dann ging alles ganz schnell und nach meinem Vorstellungsgespräch gehörte ich bereits zwei Tage später zum Team. Nun bin ich bereits seit 2014 dabei – damals noch mit Sitz in Essen. Jede Begleitung ist etwas ganz Besonderes und mit ganz viel Dankbarkeit verbunden. Ich erinnere mich gern an eine 60-jährige Dame aus Marl, mit der ich noch einmal die Erdmännchen im Gelsenkirchener Zoo füttern und gemeinsam an einer Spezial-Zoo-Führung teilnehmen durfte. Gern denke ich auch an die ältere Dame zurück, die ihre Enkelin auf ihrer Hochzeit auf dem Wasserschloss Raesfeld überraschte. Sehr demütig und dankbar werde ich, wenn ich an eine 34-jährige Frau denke, die bereits ein Jahr in der Uni-Klink Münster in einem Einzelzimmer lag; auf 37 Kilogramm Körpergewicht abgemagert, und auf eine Vierfach-Transplantation wartete. Ihr Wunsch war es, einfach zurück nach Hause zu fahren. In ihre Heimat Emden. Sie hatte immer noch so viel Lebensfreude und jammerte nicht ein einziges Mal. Bei all den Begleitungen war ich nie traurig. Im Gegenteil! Ich bin dadurch sehr demütig und dankbar geworden und das bereichert mich.“

23 Teams sind bundesweit unterwegs. Der Wünschewagen Westfalen konnte bis einschließlich September über 60 Fahrten planen und vorbereiten, dabei waren fast 100 Helferinnen und Helfer über 22.000 Kilometer unterwegs. „Die Wünsche sind für die Fahrgäste und Begleitpersonen kostenfrei und jede Unterstützung hilft dabei, letzte Wünsche wahr werden zu lassen. Das Angebot finanziert und trägt sich dabei ausschließlich aus Spenden sowie ASB-Eigenmitteln und dem unverzichtbaren Engagement unserer Ehrenamtlichen“, so Stefanie Könitz-Goes, die als Leitung Fundraising zentrale Ansprechpartnerin für Spenden und Mitgliedschaften ist.

Jede Form der Unterstützung wird deshalb benötigt, um möglichst viele letzte Wünsche, so wie den von Wilhelm, wahr werden zu lassen. Wer spenden möchte, kann hier gerne unterstützen:

Bank für Sozialwirtschaft
IBAN: DE2837020500007272300
Kontoinhaber:
ASB RV Münsterland e.V.
Stichwort:
WüWa Westfalen

oder online unter www.asb-muensterland.de/spenden


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