Doppelsieg beim TVE: auf dem Spielfeld und im Kampf gegen Leukämie. Erfolgreicher Typisierungsaufruf für junge Frau aus der Region - Beim Heimspiel gegen MT Melsungen II entschieden die Emsdettener das Spiel mit 44:32 Toren klar für sich. Doch auch im Kampf gegen Leukämie konnte der Verein gemeinsam mit der Stefan-Morsch-Stiftung, Deutschlands erster Stammzellspenderdatei, punkten.
Denn bei dem parallellaufenden Aufruf, sich als potenzielle:r Stammzellspender:in für eine erkrankte Frau aus der Fangemeinschaft zu registrieren, haben viele Besucher:innen diese Chance genutzt.
Kreisläufer Jakob Schwabe erklärt: „Mit einer einfachen Typisierung kann man ein unbezahlbares Geschenk machen – nämlich einem schwerkranken Menschen das Leben retten. Wir drücken jetzt ganz fest alle Daumen, dass schnell ein passender Lebensretter oder eine passende Lebensretterin gefunden wird und die Frau vom Blutkrebs geheilt werden kann!“ Die Mannschaft ging dabei mit gutem Beispiel voran: Zwölf Spieler haben sich während des Trainings vor dem Heimspiel-Wochenende registriert.
Der Aufwand, sich als potenzielle:r Lebensretter:in zur Verfügung zu stellen, war sowohl für die Spieler als auch die Handballfans denkbar gering. Man muss lediglich eine Einwilligung ausfüllen und eine Speichelprobe abgeben. Diese werden aktuell auf die genetischen Gewebemerkmale (HLA-Merkmale) im HLA-Labor der Stiftung in Birkenfeld analysiert. Um tatsächlich Stammzellen spenden zu können, müssen diese Werte bei Spender:in und Empfänger:in übereinstimmen. Ist dies der Fall, melden sich die Mitarbeiter:innen der Stammzellspenderdatei und leiten die weiteren Schritte ein. Unter anderem gehört eine ausführliche Voruntersuchung zu den Vorbereitungen auf die Entnahme.
Fabian Korb, der bei der Stefan-Morsch-Stiftung für die Koordination von Aktionen zuständig ist, betont: „Um Betroffenen mit Blutkrebs zu helfen, ist Zusammenhalt gefragt. Nur wenn es Menschen gibt, die sich typisieren lassen und bereit sind Stammzellen zu spenden, können Leben gerettet werden. Dabei sind wir auf die Unterstützung von Vereinen wie dem TVE, aber auch von Unternehmen und Schulen angewiesen.“
Auch jetzt noch kann man sich als mögliche:r Stammzellspender:in bei der Stefan-Morsch-Stiftung aufnehmen lassen:
Über die Homepage der Stefan-Morsch-Stiftung (wwwe.stefan-morsch-stiftung.de) ist jederzeit eine Online-Registrierung möglich. Man muss lediglich ein paar Fragen beantworten und seine Kontaktdaten angeben. Per Post bekommt man dann ein Entnahme-Set für eine Speichelprobe, die man einfach kostenfrei zurückschickt. Danach steht man schon bald als potenzielle:e Lebensretter:in für Leukämiekranke weltweit zur Verfügung und man muss sich nicht erneut typisieren.
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Stammzellen kann man auf zwei Arten spenden. Die häufigste Methode ist die sogenannte Apherese in einem ambulanten Entnahmezentrum. Dabei wird man mit beiden Armen an ein Gerät angeschlossen, das die Zellen aus dem Blut herausfiltert. Das dauert in der Regel drei bis fünf Stunden. Dazu ist in den Tagen davor eine Vorbehandlung mit einem speziellen Medikament nötig. Weitaus seltener ist die Knochenmarkentnahme. Dafür ist ein kurzer Klinikaufenthalt erforderlich. Unter Vollnarkose wird der Beckenkamm punktiert. Das dauert etwa eine Stunde. In den Tagen danach kann es an den Einstichen zu muskelkaterartigen Schmerzen kommen, die meist nach wenigen Tagen verschwunden sind.
Die Stefan-Morsch-Stiftung ist Deutschlands erste Stammzellspenderdatei. Mitte der 1980er Jahre bewegte das Schicksal des 16-jährigen Stefan Morsch viele Menschen in Deutschland und weltweit. Er war der erste Europäer, dessen Leukämie durch die Übertragung von fremdem Knochenmark geheilt werden konnte. Leider starb Stefan nach einem halben Jahr an einer Lungenentzündung. Seine Idee, in Deutschland eine Datenbank für Stammzellspender:innen aufzubauen, um anderen Leukämiepatient:innen eine Chance auf Heilung zu ermöglichen, ist mit der Gründung der Stefan-Morsch-Stiftung 1986 Realität geworden. Heute sucht und vermittelt die Stiftung Stammzellspender:innen für Transplantationskliniken im In- und Ausland und koordiniert Stammzellentnahmen in enger Absprache mit der transplantierenden Klinik. Im eigenen HLA-Labor werden die eingehenden Blut- und Speichelproben potenzieller Stammzellspender:innen analysiert. Zudem fördert die Stefan-Morsch-Stiftung verschiedene Forschungsprojekte, berät und begleitet Patient:innen und ihre Familien und hilft, wenn Betroffene aufgrund der Erkrankung in eine finanzielle Notlage gekommen sind.