Emsdetten/Greven/Saerbeck. „Es geht darum, Menschen mit Behinderung am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu lassen.“ Klingt ganz simpel, wie Kai Land vom Caritasverband den Familienunterstützenden Dienst (FuD) beschreibt. Dahinter steckt viel Engagement Freiwilliger, die den Job übernehmen und eine Aufwandsentschädigung dafür bekommen.
Drei von diesen Menschen berichten hier, wie der FuD bei ihnen funktioniert, warum sie ihn machen und was er bringt.
„Die Familie meines Klienten ist super happy. Sie haben uns sogar schon etwas aus dem Urlaub mitgebracht als Dankeschön“, erzählt der FuDler Sebastian. Er kümmert sich eigentlich um zwei Männer mit Behinderung, einer 25 Jahre alt, der andere Mitte 50. Mit Beiden ist Sebastian anderthalb Stunden in der Woche zusammen. Der Mittfünfziger lebt bei einer Betreuungsperson im Haus „und stiefelt auch gerne mal alleine los“, weiß Sebastian. Er freue sich aber, wenn jemand an seiner Seite ist. „Wir gehen am Wochenende auch einfach mal zusammen in den Baumarkt oder zur Karnevalsfeier – man muss sich da schon etwas überlegen und Angebote machen.“ Es geht auch mal um Motivation oder die Begleitung zur Physiotherapie. Der Jüngere mag, so hat sein FuDler gelernt, Fußball bei der Fortuna, Minigolf, Billard und ein Spiel auf dem Bolzplatz.
Im Grunde macht Sebastian ein paar Stunden im Monat Freizeitassistenz und Alltagsbegleitung – und das gerne. „Wenn jemand Spaß hat daran, macht er auch mal eine Stunde mehr ehrenamtlich“, sagt er.
Das Budget dafür kommt von der Pflegekasse und beginnt bei 125 Euro für im Schnitt etwa sieben FuD-Stunden pro Klienten im Monat, berichtet Kai Land, Koordinator für den FuD. Bei höherem Pflegegrad steige das Budget. „Man macht das aber nicht, um reich zu werden, sondern um anderen zu helfen“, sagt der hauptamtliche FuD-Koordinator.
„Ich sehe, wie die Menschen glücklich sind“
Das bestätigt Johanna, eine junge Frau: „Geld verdienen war nicht der Grund für mich. Man ist für die Menschen da und sieht, dass sie glücklich sind.“ Johanna hat mal ein interdisziplinäres Praktikum beim Caritasverband gemacht, für ihre Ausbildung zur Logopädin. Auf die Frage, ob sie sich ein FuD-Engagement vorstellen könne, sagte sie Ja. Johanna begleitet eine Frau im Grothoff-Dahlmann-Stift.
„Die freut sich immer, wenn ich komme und mit ihr raus gehe“, erzählt Johanna. Und: „Das ist auch für mich ein Heraus aus dem Alltag.“ Grenzen für sich selbst müsse man im FuD aber schon ziehen, etwa wenn die Vorstellungen der Klientel allzu groß ausfallen.
Im FuD kann jeder und jede, Jugendliche bis Rentner, mitmachen, es braucht keinen Hintergrund in der Sozialarbeit, stellt Kai Land klar. Wenn man beruflich bisher nichts mit Pädagogik zu tun hatte, bereitet ein Alltagsbegleiter-Kurs auf die Aufgabe vor. Dann müssten nur noch Klient und FuDler zueinander passen. Es gehe darum, Möglichkeiten zu schaffen. Manchmal reicht der FuD über einige Monate, manchmal können Familienbindungen entstehen, wenn man sich darauf einlassen will, weiß Kai Land.
So wie bei Maria. Sie erinnert sich an Kinobesuche, Mensch-ärgere-dich-nicht-Partien, Kaffee und Kuchen und ein tolles Verhältnis mit ihrer früheren Klientin in einer Hausgemeinschaft und deren Familie. Mittlerweile unterstützt Maria eine alleinerziehende Mutter aus Eritrea mit drei Kinder, teilweise mit Autismus. Sie geht mit den Kindern Eis essen, schwimmen, holt sie von der Kita ab, begleitet bei Behörden- und Arztbesuchen. „Ich gehöre zur Familie und umgekehrt“, schätzt Maria die Beziehung – „man bekommt ganz viel zurück, die Freude und Dankbarkeit über Kleinigkeiten ist in den Familien oft groß“.
Gemeinsam ist den drei FuDlern, dass sie begeistert von ihrem Dienst erzählen. Und andere einladen möchten, es auch einmal zu probieren.
Mitmachen im FuD
Der Familienunterstützende Dienst ist ein ambulantes Angebot für Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit unterschiedlichen Behinderungen. Ziel ist mehr Autonomie und Teilhabe am Leben in der Gesellschaft, zum Beispiel durch Freizeitgestaltung. Niedrigschwellig unterstützt der FuD familiäre Hilfestellungen und selbstbestimmte Lebensführung. Freiwillige bestimmen Umfang und Art ihres Engagements in Absprache mit den Klienten und deren Familien oder Betreuern selbst.
Kontakt: Caritasverband Emsdetten-Greven, Kai Land, E-Mail Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!