Rodde: Ohne Käufer kein Dorfladen

Nicht nur schön anzuschauen: Der Laden führt auch ein tolles Sortiment. Foto: Dorfladen Rodde UG

Rheine

Rodde. Fast genau ein Jahr nach der Eröffnung des Dorfladens Rodde macht sich langsam Geburtstagsstimmung breit: Ein Jahr geschafft, ein Jahr am Markt und ein Jahr lang den Menschen vor der Haustür eine Gelegenheit zum fußläufig nahen Einkaufen angeboten.

Gleichzeitig hat der Dorfladen mit zahlreichen Veranstaltungen auch über Roddes Grenzen hinaus Aufmerksamkeit erregt.

Und auch die Erinnerung an die marathongleiche Bauphase von April bis November 2021 löst bei den Ehrenamtlichen Stolz aus. Jedoch gesellt sich zu dieser Euphorie beim geschäftsführenden Team der Dorfladen Rodde UG aktuell auch ein bisschen Traurigkeit, denn die Zahlen sprechen keine positive Sprache.

„Wenn die Rodder Bürger nicht bald in unserem Dorfladen Rodde einkaufen gehen, werden wir ihn schließen müssen. Wir brauchen die Rodder für den Erhalt einer Einkaufsmöglichkeit vor der Haustür und somit für die Zukunft unseres Dorfes!“ – klare und deutliche Worte sind es, die Meike Pruhs, Gesellschafterin der Dorfladen Rodde UG, an die Rodder richtet-

Sicherlich sei die rund 7.500 Euro Umsatz, betrachtet als Jahresmittelwert auf die gesamte Woche, eine schicke Zahl.
Wenn dem aber ein Planumsatz von knapp 8.900 Euro gegen­überstehe, müsse sich keiner wundern, dass das Betriebsergebnis keine schwarze Null, sondern inzwischen ein trauriges Minus sei.

Das zeigt auch die Gewinn- und Verlustrechnung für das bis jetzt gelaufene Jahr. „Wir kämpfen jeden Monat und haben die traurigen Karten jetzt offengelegt“, sagt Bernhard Heeke, Gesellschafter und Finanzexperte der Dorfladen Rodde UG.

„Gefühlt ist der Dorfladen sehr beliebt, wir bekommen immer wieder positive Rückmeldungen, aber nur mit dem Einkauf von Brötchen können wir nicht überleben“, sagt Gesellschafterin Heike Vienerius.

Optimierungen geplant
Jedoch macht die UG deutlich, was man leisten will und was jeder Einzelne tun kann. So wird die Dorfladen Rodde UG die Handelsspanne um 5 bis 7 Punkte erhöhen, die Personalkosten senken, alles daransetzen, den Umsatz um rund 8 bis 10.000 Euro im Monat zu erhöhen und die Kosten weiter zu reduzieren. Marktleiter Franz-Josef Diekmännken sei in die Situa­tion eingeweiht, damit er direkt vor Ort im laufenden Betrieb sie Stellschrauben drehen könne, so Meike Pruhs. „Wir danken ihm sehr für seinen Einsatz und sind sehr froh, ihn zu haben. Er hat unseren Dorfladen in den letzten Monat vorangebracht und dem Laden einen wichtigen Charakter gegeben. Das Team arbeitet gerne und effektiv mit ihm zusammen. Wir sind stolz, dass er mit uns durch das Tal wandert und uns den Rücken stärkt“, betont Heike Vienerius.

Das Team werde auch für 2023 wieder viele Veranstaltungen planen, um den Dorfladen weiterhin nicht nur als Lebensmittelgeschäft zu festigen. „Die Veranstaltungen sind ein starkes Zugpferd, auch für Menschen von außerhalb“, sagt Meike Pruhs. Jedoch müsse sich dringend das mit den „Menschen von außerhalb“ zu „Menschen aus dem Dorf“ wandeln. „Außerdem planen wir den Ausbau des Dachgeschosses zu einem gewerblichen Miet­objekt, um den Dorfladen langfristig zu stabilisieren“, räumt Geschäftsführer Philipp Markstädter ein. Die Planungen dafür laufen bereits.

Wenige erreichen viel
Gleichzeitig müsse jeder Einzelne deutlich mehr Einkäufe im Dorfladen Rodde tätigen und darüber hinaus auch Werbung für das Angebot machen. Auch die örtlichen Vereine seien in der Verantwortung, für ihre Veranstaltungen die Waren über den Dorfladen zu beziehen. „Wir machen alles möglich. Wir müssen es nur wissen“, appelliert Meike Pruhs. Der Appell zielt aber auch in die Richtung, die Ansprüche zurückzuschrauben und respektvoll mit der reinen ehrenamtlichen Arbeit der Dorfladen Rodde UG umzugehen. „Bei uns gibt es nun einmal nicht immer alles und zu Spottpreisen“, betont Heike Vienerius. „Auch die Wartezeit wird von vielen oft als Belastung angesehen, dabei wartet man in großen Supermärkten auch.“

Außerdem bittet das Team um eine konstruktive Kritik im offenen Dialog. „Das Reden hinter vorgehaltener Hand schadet dem Ansehen unseres Ladens. Außerdem kann man im Dialog auch immer vieles erklären. Der Stille Post-Effekt tut uns nicht gut“, erklärt Heike Vienerius.

Viel Service rund um den Lebensmittelverkauf
Im ersten Geschäftsjahr hat der Dorfladen vielerlei Services, unter anderem einen Wäschedienst mit den Waschweibern vom Kreis Steinfurt, einen DHL-Paketshop, viele regionale Produkte, Frühstück und zukünftig auch Frühstücksbuffet, etabliert. Vieles wurde auch aus betriebswirtschaftlichen Gründen reduziert – etwa das Unverpacktregal. „Es hat keine Nachfrage erfahren, somit keinen Ertrag, sondern nur Arbeit gemacht und wurde deshalb schnellstmöglich gegen umsatzbringende Haushaltsartikel eingetauscht.“


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