Abschied von Erasmus-Praktikanten aus Portugal

Prominenten Besuch erhielt Catarina Henriques im Cafe Echtzeit. Bürgermeister Dr. Peter Lüttmann (l.) kam mit der portugiesischen Generalkonsulin Lidia Nabais vorbei. Darüber freute sich auch Inhaber Thorsten Grünberg (r.). Foto: privat

Rheine

Rheine. Die Liebenswürdigkeit und Hilfsbereitschaft der Menschen in Rheine – diese werden den drei jungen Praktikantinnen aus der Partnerstadt Leiria, die vor wenigen Tagen wieder in ihre Heimat reisten, ganz sicher in Erinnerung bleiben.

Und natürlich machte jede auf ihre Weise berufliche Erfahrungen in den Praktikumsbetrieben, die die Entscheidung bei der bald anstehenden Studien- und Berufswahl ganz wesentlich beeinflussen werden.

„Am Anfang war es schon schwer“, sagt Catarina Henriques (18), die zehn Wochen lang im Cafe Echtzeit arbeitete. Vor allem die deutsche Sprache stellte die junge Frau, die – wie ihre anderen Kolleginnen auch – Englisch als Zweitsprache an der Schule gelernt hatte, mitunter vor kleine Probleme. Aber da waren ja noch die netten Kolleginnen und Kollegen sowie die lieben Gäste, die Catarina geduldig halfen – und die Bestellung gerne noch einmal langsamer sprechend wiederholten. „Catarina hatte bei der abschließenden Bewertung in allen Bereichen die höchste Punktzahl, was zum Beispiel Teamfähigkeit und Arbeitsauffassung betrifft. Besser kann man es sich nicht wünschen“, lobt auch Inhaberin Iris Grünberg die Praktikantin. „Sie war eine sehr wertvolle Mitarbeiterin“.

Und wie ist der Unterschied zur Arbeit in Portugal? „Bei uns gibt es für das Personal nicht so eine Wertschätzung wie hier“, berichtet Catarina. Als sie im vergangenen Jahr ein Praktikum in einem Hotel in ihrer Heimat machte, da habe sie zum Beispiel niemand beim Namen genannt. Und in Rheine hat sie sich sogar ein wenig verliebt: „Wir lieben diese Stadt, den Fluss und die Gebäude. Die Menschen waren sehr respektvoll“, berichtet sie weiter.
Sie will nun demnächst in dem Bereich Tourismus/Fremdenverkehr ein Studium aufnehmen. Aber vorher wird sie in diesem Sommer in Leiria arbeiten, um Geld zu verdienen. Und dann ist vor dem Studium ja auch noch ein Abenteuerurlaub geplant….

„Hier in Rheine ist es nicht so hektisch wie bei uns in Leiria“ schmunzelt Núria (18) mit dem für portugiesische Verhältnisse ungewöhnlichen Hausnamen Tomasini. „Mein Vater ist Italiener“, klärt sie auf.
Ihr Praktikum absolvierte sie im Hotel Lücke und hier war sie im Restaurant, im Zimmerservice und in der Küche tätig. „Die Zimmer für die nächsten Gäste fertig zu machen und dann noch ein kleines Souvenir hinzulegen, das war schon sehr schön!“

Sie hatte nette Kolleginnen und Kollegen, die ihr zeigten, wie man die vielfältige Arbeit erledigt. Überhaupt: „Die Menschen hier in Rheine sind so freundlich und hilfsbereit“, schwärmt sie. Besonders das Vermieterehepaar in Gellendorf habe die drei Mädchen immer unterstützt.

Gellendorf sei zwar nicht in der Mitte der Stadt, aber die Bus- und Zuganbindung sei hervorragend. So sei es auch einfach gewesen, in der Freizeit andere Städte wie Münster, Köln oder zuletzt Amsterdam kennenzulernen. Der Amsterdam-Ausflug endete allerdings nicht so, wie erwartet. Die Tür in dem Intercity älteren Modells bekamen die jungen Frauen trotz aller Kraftanstrengungen nicht auf. Erst in Osnabrück gelang es ihnen, den Zug zu verlassen. Vor dort aus ging es zurück nach Rheine, allerdings fuhr zu diesem Zeitpunkt kein Bus mehr. Ein Anruf bei José Azevedo vom Partnerschaftsverein genügte und er brachte sie zu ihrer Unterkunft. José habe sie auch die ganzen Wochen über hervorragend begleitet und bereut.

Mobilität hat ihre Grenzen: Núria fährt hervorragend Rad, eine andere aus der Gruppe hat in Rheine so leidlich Radfahren gelernt, die Dritte schafft es gar nicht. Apropos Lernen: „Ich konnte mein Englisch ganz gut verbessern“, freut sich die junge Portugiesin.

Was negativ war? „Dass die Geschäfte hier so seltsame Öffnungszeiten haben“, prustet es aus Núria heraus. In ihrer Heimat hätten die Geschäfte rund um die Uhr geöffnet, auch an den Wochenenden.
Trotz aller insgesamt positiven Erfahrungen während ihres Praktikums, möchte sie dann doch nicht in die Tourismusbranche einsteigen. Sie hat mit der Juristerei ein weiteres Interesse und will sich an der Uni zur Rechtsanwaltsgehilfin ausbilden lassen.

Zuhause will sie sich erst einmal einen kleinen Urlaub gönnen. Parallel will sie allerdings den Führerschein machen. Sie freut sich aber auch auf ihre Lieben zuhause, denn es war das erste Mal so lange ohne Mama und Papa. „Aber das war auch eine wichtige Erfahrung für mich“, so Núria Tomasini beim Abschied.

Ein sehr vielfältiges Arbeitsfeld hatte Mariana Pereira (17) im erst vor kurzer Zeit eröffneten Art & Tech-Space an der Lindenstraße. „Wir haben Marina schnell in die alltägliche Arbeit und vor allem in die Veranstaltungsplanung einbezogen“, berichtet Mitarbeiterin Nathalie Winckler. Dabei reichte das Tätigkeitsfeld vom Bemalen von Ostereiern für Schulkinder bis zum Verfassen von Instagram-Beiträgen oder dem Führen von Interviews mit Besuchern der Innenstadt. „Ich habe das sehr geschätzt“, sagt Mariana zum Abschied. Weitere vier Wochen absolviert sie im Europe-direct-Center in der Steinfurter Kreisverwaltung. „Ich habe EU-Informationsmaterial aufbereitet und an Bürger und verschiedene Institutionen im Münsterland verschickt. Ich war bei der Organisation, Vorbereitung und Durchführung des Europa-Infostandes beim Marktzauber am Kloster Gravenhorst beteiligt, habe an einer Exkursion zur NRW-Landwirtschaftskammer nach Haus Düsse teilgenommen und war bei einer Simulation des Europäischen Parlamentes im Friedenssaal im Rathaus in Münster. Ich habe innerhalb der vier Wochen hier viel Wissen über die EU bekommen, konnte mein Englisch und meine Kommunikation verbessern. Die Erfahrungen hier sind von großem Wert für meine Zukunft,“ fasste Mariana ihren Aufenthalt in Steinfurt abschließend zusammen.


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