Sozial braucht Digital: Caritas diskutierte in Steinfurt über technische Chancen in der Altenpflege

Foto: Caritas

Steinfurt

Obwohl die Digitalisierung mittlerweile in den meisten Gebieten Einzug gehalten hat, gibt es in einigen Bereichen noch Nachholbedarf. Einer davon ist die Altenhilfe. Im Rahmen der „Caritas-Zeit“ kamen Mitarbeiter der Caritas mit Politikern und Fachleuten im Steinfurter Heinrich-Roleff-Haus zusammen, um über Chancen des digitalen Wandels in der Altenpflege zu diskutieren.

Caritas-Geschäftsführer spricht von „Megatrend Digitalisierung“

Innovative Technologien könnten das Leben von Menschen, die anderen helfen und von denen, die Hilfe brauchen, erheblich erleichtern. Bei der von der Domus Caritas veranstalteten Diskussionsrunde Ende November stand eine Frage im Fokus: „Wie viel Digitalisierung kann, braucht und darf die Altenhilfe?“. Eine komplexe Frage, auf die es sicher auch in ein paar Jahren noch keine eindeutige Antwort geben wird. Mitarbeiter des Caritasverbandes, Politiker sowie Verwaltungsfachleute haben sich dem Thema bei der „Caritas-Zeit“ im Heinrich-Roleff-Haus allerdings angenähert und die neuen Möglichkeiten, die dank digitalem Wandel entstehen, genauer beleuchtet.

Laut Westfälische Nachrichten habe Burkhard Baumann, Geschäftsführer der Caritas, von der Digitalisierung als „Megatrend“ gesprochen. Und dieser birgt natürlich riesiges Potenzial, den Bereich Altenhilfe zu revolutionieren und zu optimieren. Wichtig sei dabei, dass die Begegnungen von Mensch und Mensch im Vordergrund stehen. Mittel des technischen Fortschritts sollen diese ergänzen, aber nicht ersetzen.

Schnurrende Computer-Katzen schon bald Realität?

In der Theorie klingt das plausibel, doch wie machen sich die digitalen Möglichkeiten in der Praxis bemerkbar? Cyber-Brillen und schnurrende Computer-Katzen könnten schon bald zu neuen Hilfsinstrumenten in der Altenhilfe gehören. Vorgestellt wurden die immer noch sehr futuristisch anmutenden Beispiele von Dr. Gesa Linnemann, Junior-Professorin an der Fachhochschule Münster sowie Mitarbeiterin im Diözesancaritasverband im Bereich Digitalisierung in der Pflege. Zudem sollen intelligente Lösungen Arbeitsprozesse vereinfachen, Pflegekräfte entlasten und Patienten unabhängiger machen.

Vieles ist trotzdem noch Zukunftsmusik. Wie aus einer Pressemitteilung der Caritas hervorgeht, seien laut Linnemann noch 86 Prozent der angedachten Anwendungen in der Forschung und nur zwölf Prozent ständen schon zur Verfügung. Sehr realistisch sind da zum Beispiel schon Videokonferenzen, die einen schnelleren und ortsungebundenen Austausch ermöglichen. Selbst dem Fachkräftemangel könnte man mit solchen Methoden entgegenwirken. Durch Vorstellungsgespräche via Livestream kann der Bewerbungsprozess vereinfacht und der Kreis an Bewerbern erweitert werden, da die Kommunikation nicht auf lokaler Ebene stattfinden muss. Livestreams haben sich schon in vielen anderen Bereichen bewähren können. Man schaue nur auf die Sportindustrie. Fußballfans können so gut wie jedes Spiel ihrer Lieblingsmannschaft in Echtzeitübertragung mitverfolgen. In der Welt des Gamings erfreut sich die Livestream-Technologie großer Beliebtheit, da sie für eine ganz besondere Spielerfahrung sorgt. Gamer und Zuschauer teilen sich so auf Plattformen wie Twitch einzigartige Momente. Im Glücksspielsektor können Spieler durch Videoübertragungen klassische Tischspiele live von Zuhause aus erleben. In virtuellen Spielbanken wie dem Sunmaker Casino ermöglichen es neueste Streamingmethoden, direkt mit einem echten Croupier zu kommunizieren. Auch für sogenannte „Digital Nomads“, also Menschen, die ihren Beruf von überall aus ausüben können, sind Livestreams unverzichtbar. Geschäftstermine können so unkompliziert und effizient abgewickelt werden. Doch bei Videokonferenzen in der Altenpflege wird es sicher nicht bleiben. Pflegeroboter sind laut Caritas-Präsident Peter Neher durchaus denkbar. Ein Roboter der pflegebedürftige Menschen unterstütze, befinde sich gerade in der Testphase und werde von den Patienten gut angenommen.

Die Chancen und Möglichkeiten der Digitalisierung in der Altenpflege sind noch lange nicht ausgeschöpft. Videokonferenzen machen den Anfang, Cyber-Brillen, Computer-Katzen und Pflege-Roboter werden in nicht allzu ferner Zukunft folgen. Mit der Kampagne „Sozial braucht Digital“ macht die Caritas auf technologische Fortschritte aufmerksam, stellt dabei jedoch den Mensch ins Zentrum des Geschehens.


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