Sicherheit, Vertrauen und liebevolle Zuwendung

In Obhut genommene Kinder sind im ganzen Familienverband integriert – so wie hier beim Basteln mit dem Opa.Foto: EVJH

Steinfurt

Kreis Steinfurt. Da die Verweildauer von Kindern in Bereitschaftspflegefamilien aktuell sehr lang ist, sucht die Evangelische Jugendhilfe neue Familien, die sich vorstellen können, ein Kleinkind für eine begrenzte Zeit bei sich aufzunehmen. Einige Erfahrungen schildern Annette und Ralf.

Sie selbst haben zwei mittlerweile erwachsene Kinder, die zum Studium in die Stadt gezogen sind. Die kleine sechs Monate alte Antonie liegt auf einer Decke neben ihnen. Annette: Antonie ist an ihrem siebten Lebenstag zu uns gekommen – eine Inobhutnahme zum Schutz des Mädchens. Es hatte einen kurzen Austausch mit der Mutter gegeben über die Trink- und Schlafrhythmen des Kindes, wir haben uns kurz vorgestellt, wer wir sind, dass wir nun auf ihre Tochter aufpassen werden – solange, bis eine Dauerpflegefamilie gefunden worden ist.

Ralf: Die Mutter wollte Antonie beschützt wissen. Sie hatte sie abgegeben aus großer Verantwortung für ihr Kind, da sie drogenabhängig war, eine Medikamentenabhängigkeit gegeben war und sie sich vermutlich prostituierte. Sie hatte noch drei weitere ältere Kinder, die bereits in einer Dauerpflegefamilie lebten. Diese Begegnung war für uns schon beeindruckend.

Annette: Antonie hatte erst noch Entzugserscheinungen. Sie weinte viel, zeigte eine motorische Unruhe und musste eine Zeitlang noch Substitutionsmittel nehmen, um den Entzug zu mildern.
Ralf und ich, wir haben immer großen Wert auf das Familienleben gelegt mit gemeinsamen Essenszeiten, gemeinsamen Unternehmungen. Und eigentlich bin ich gern zu Hause. Eine Freundin meinte: Warum holst du dir die Arbeit nicht ins Haus? Und dann hatten wir auch noch eine Anzeige von der Evangelischen Jugendhilfe in der Zeitung gelesen und überlegt, uns einfach dort zu melden. Nach einigen vorbereitenden Gesprächen sind wir nun dabei.
Ralf: Antonie ist jetzt das 17. Kind bei uns, die Kinder waren zwischen null und sechs Jahren alt.

Annette: Alle finden das gut. Oma und Opa sind für alle Kinder Oma und Opa. An Weihnachten oder Geburtstagen werden alle Kinder mit Geschenken bedacht. Es ist so bereichernd, es gibt so viele schöne Erlebnisse miteinander, die den weniger schönen deutlich überwiegen.

Ralf: Kinder mögen, das ist einfach das Wichtigste. Und eine gute Tagesstruktur zu haben mit gleichmäßigen Abläufen, das erleichtert vieles. Natürlich gehört auch eine Bereitschaft dazu und das Wissen darum, dass Nächte erst unruhig sein können. Dann kann es sogar von Vorteil sein, älter zu sein. Ich erlebe, dass wir insgesamt gelassener mit den in Obhut genommenen Kindern umgehen als früher mit unseren eigenen Kindern. Wir haben einen guten Erfahrungsschatz durch die Erziehung unserer beiden. Also eigene Kinder zu haben ist schon auch ein großer Vorteil. Das Schwierigste ist das Abgeben der Kinder. Wir wissen zwar darum, dass der Tag des Abschieds kommen wird, trotzdem geht das Herz immer ein Stück mit.

Ob wir dieses Engagement anderen auch empfehlen würden? Ja, auf jeden Fall. Wir können ja beinahe alles so leben und mit den Kindern machen wie sonst auch. Wir fühlen uns oft bereichert.

An einer Inobhutnahme interessierte Familien und Paare melden sich bitte bei der Evangelischen Jugendhilfe Münsterland gGmbH, Gabriele Schilling, Telefon 05459/932123, Mobil 0160/ 7130797 oder per E-Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.


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