Wenn Essen krankhafte Ausmaße annimmt

Für Menschen mit Essstörungen bietet die Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie in Emsdetten ein neues Angebot (das Foto wurde nachgestellt). Foto: ukm/mhs

Gesundheit

Steinfurt / Emsdetten. Die Zahl der Essstörungen, insbesondere die der Bulimia nervosa, hat gerade bei jungen Menschen hat in den vergangenen Jahren stetig zugenommen. Der Bedarf an Therapieplätzen ist groß, weshalb die Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie des UKM MHS in Emsdetten nun acht neue Therapieplätze speziell für diese Erkrankungen anbietet. 

Die Anorexie (Magersucht), bei der Patienten immer weniger essen, die Bulimie (Ess-Brechsucht), bei der Patienten Mahlzeiten wieder erbrechen, und das Binge-Eating (Ess-Attacken) sind die drei häufigsten Störungen. „Alle Bilder haben eines gemein“, erläutert Chefarzt Dr. Matthias Heyng. „Die Patientinnen und Patienten essen oder hungern meistens, weil es ihnen seelisch nicht gut geht.“ Essstörungen betreffen dabei nicht nur sehr schlanke oder übergewichtige Menschen. „Auch Normalgewichtige können unter einer Essstörung leiden.“ Heyng beschreibt am Beispiel der Anorexie, wie das Angebot aufgebaut ist: „Menschen, die unter Magersucht leiden, können wir hier nun ein Angebot machen.“ Er rät: „Aufmerksam sollte man werden, wenn man folgende Frage mit Ja beantwortet: Nimmt das Essen und die Kontrolle über das, was ich esse, eine zentrale Rolle in meinem Leben ein?“ Wenn dann Untergewicht, also ein BMI (Body-Mass-Index) von unter 17,5 hinzukomme, sollten die Alarmglocken bei Betroffenen, aber auch bei Angehörigen läuten. „Meist haben Patienten schon lange mit der Magersucht zu tun und benötigen daher eine spezifisch auf sie zugeschnittene Therapie. Dies können wir hier bieten.“ In den Strudel der Essstörungen geraten insbesondere Menschen, die sehr perfektionistisch sind oder die durch äußere Einflüsse wie Mobbing unter einem geringen Selbstwertgefühl leiden.

„Das Schönheitsideal der westlichen Gesellschaft spielt ebenfalls eine Rolle“, fügt der Psychosomatiker hinzu. Denn alle Essstörungen gebe es überwiegend in westlichen Industrieländern und in Ländern, die das westliche Körperideal übernommen haben.

„Wir möchten Patienten mit Essstörungen unterstützen, den ersten schweren Schritt zu gehen und sich an uns zu wenden. In einem Erstgespräch mit ärztlichen oder psychologischen Psychotherapeuten wird über eine mögliche Therapie gesprochen“, beschreibt Heyng die Vorgehensweise.

Eine statio­näre Therapie an der Klinik in Emsdetten dauert etwa sechs Wochen. Heyng: „Mit den Patienten vereinbaren wir ein gesundheitlich vertretbares Zielgewicht, das zur Orientierung dient. Wir unterstützen bei der Gewichtszu- oder -abnahme, bei der Zubereitung von Mahlzeiten und beim Führen eines Essensprotokolls. Gleichzeitig sind bewegungstherapeutische und künstlerische Angebote, ebenso wie verschiedene Gruppentherapien Teil des stationären Aufenthalts.“


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