Qualifizierung zu Anti-Aggressivitäts- und Coolnesstrainerinnen

Das Bild zeigt (v.l.) Ausbilder Reiner Gall, Fatima Kavak, Leonie Bernd, Dunja Naberbäumer, Alexandra Westkamp, Lena Altevogt, Tanja Schewe, Maike Schröer und Ausbilder Carsten Osterkamp. Es fehlen Lisa Siermann, Lydia Dübjohann und Vanessa Neumann. Foto: Kreisel e.V.

Karriere & Beruf

Emsdetten. Mit einem halben Jahr Verspätung kann es endlich losgehen: Die Qualifizierung zu Anti-Aggressivitäts- und Coolnesstrainerinnen für zehn Kreisel-Mitarbeiterinnen beim Institut für Konfrontative Pädagogik (IKD) ist gestartet. Doch worum geht es bei dieser Weiterbildung eigentlich?

Es geht um Präventionsmethoden im Umgang mit Gewalt. Das Anti-Aggressivitäts-Training, kurz AAT, richtet sich dabei an die Zielgruppe meist jugendlicher Gewalttäter, die die Teilnahme an einem solchen Training häufig als richterliche Auflage nach einer Gewalttat verordnet bekommen. Mit dieser Trainingsmethode erhalten die Täter über einen Zeitraum von gut einem halben Jahr Unterstützung dabei, sich mit ihren Taten und vor allem mit den Folgen für ihre Opfer aktiv auseinander zu setzen. Als Basis dient dabei die konfrontative Pädagogik.

„Konfrontation hört sich immer erst einmal hart an, aber es geht darum, die Täter mit den Folgen ihrer Taten zu konfrontieren. Häufig haben sie für sich Gründe gefunden, ihre Gewalt zu rechtfertigen. Doch diese Strategien gilt es aktiv zu hinterfragen und dabei das Gewissen derjenigen zu aktivieren, die eine Tat begangen haben“, berichtet Joachim Lemke, Projektleiter und bereits als AAT/CT-Trainer qualifiziert. „Das Gewissen bei den Tätern zu aktivieren, die da nicht freiwillig sitzen und erst recht keine Lust haben, sich mit den Folgen für ihre Opfer auseinanderzusetzen, ist nicht so einfach.“

„Eine klare Linie mit Herz“, so hat es Professor Jens Weidner benannt, einer der Mitbegründer des Anti-Aggressivitäts-Trainings. Sein Gründungskollege Reiner Gall prägte den Satz: „Verstehen, aber nicht einverstanden sein“, was so viel bedeutet wie: die Person des Täters akzeptieren, bei gleichzeitig seine Taten ablehnen. Es geht also darum, mit der Zeit belastbare Beziehungen zu den Tätern aufzubauen, damit die spätere Konfrontation auch ein gewisses Gewicht hat. In zukünftigen und ähnlichen Situationen wie jenen, die zur Gewalt führten, sollen sie alternative Handlungsmöglichkeiten für sich erarbeiten.

Denn das ist das Hauptziel des Anti-Aggressivitäts- und Coolnesstraining ist der Opferschutz.
Beim Coolness-Training, kurz CT, handelt es sich um eine Abwandlung des AAT für die Arbeit in Gruppen, vor allem in Schulen. „Es handelt sich dabei um eine Art Sozialtraining, die potentielle Täter und Opfer, aber auch die meist schweigende Mehrheit in den Blick nimmt. Das Training hilft dabei, Täter zu begrenzen, Opfern ein Drehbuch für schwierige Situationen zu geben und der verunsicherten Mehrheit, die tatenlos zusieht, Möglichkeiten friedfertiger Einmischung zu vermitteln“, so Lemke weiter. Aber auch der Blick in die jeweiligen Institutionen ist hier wichtig.

Im Jahre 2020 wurde ein Projektantrag mit einer Fördersumme von insgesamt 26.275 Euro vom Institut für Soziale Arbeit bewilligt, der es zehn weiteren Kreisel-Mitarbeiterinnen nun ermög­licht, ebenfalls die Qualifizierung zu erlangen. Der Kreisel e.V. ist Träger des Offenen Ganztags an derzeit zwölf Grund- und Förderschulen in Emsdetten, Rheine, Borghorst, Lengerich, Dörenthe, Mettingen und Münster. „An den meisten Standorten wird es voraussichtlich Mitte 2022 qualifizierte AAT/CT-Trainer geben, die dann verschiedene gewaltpräventive Sozialtrainings in den OGS-Alltag einbringen werden“, so Lemke abschließend.


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