Giveaways aus Nairobi

Elke Kamphus (hinten), die beiden Beschäftigten Corina Koch und Brigitte Rottmann sowie Jutta Sagemüller (v.l.) zeigen die Produkte aus Nairobi. Das LeWe-Geschäft „Visavis Samocca“ hat sie seit Jahren fest im Programm. Foto: Ledder Werkstätten

Lengerich

Lengerich. Julius Oyongo und seine beiden Mitarbeiter in Nairobi sind bereits schwer mit der Weihnachtsproduktion beschäftigt: Knuddelige Elche und Christbäume aus Speckstein, kunstvoll von Hand geformt und in den buntesten Farben lackiert, stellen sie gerade hundertfach her.

Aus Kenia kommen diese und andere Souvenirs wie kleine, fein bemalte Steine, Sisalengel, hölzerne Vögel oder geflochtete Becher ein Mal im Jahr als Beifracht per Container nach Deutschland. Weil es bis dahin nicht mehr lange dauert, haben die Männer viel zu tun.

Im „Visavis Samocca“, LeWe-Geschäft für Wohndeko neben dem REWE-Markt, steht die afrikanische Ware direkt an der Kasse. „Viele Kunden nehmen ein Steinchen für drei Euro mit. Die gehen hier gut. Engelchen sind vor Weihnachten der Renner“, weiß LeWe-Mitarbeiterin Elke Kamphus aus über zwei Jahren Kooperation mit dem Verein „Shangilia“. Jutta Sagemüller nickt. Seit 2009 ist sie Mitglied des Vereins, der seinen Sitz in Bonn hat und sich seit 1994 um Straßenkinder der kenianischen Hauptstadt kümmert. Kümmern meint: 120 der rund 200 betreuten Kinder wohnen im neu aufgebauten Wohnhaus auf dem Vereinsgelände, das an einen der riesigen nairobischen Slums angrenzt.

Der Verein finanziert die Schulausbildung und braucht den Verkauf der Souvenirs als ein Standbein. „Shangilia“ bekam und bekommt außerdem Unterstützung von der Welthungerhilfe, der Aktion „Ein Herz für Kinder“ und durch prominente Mitglieder wie TV-Moderator Frank Plasberg, den Jutta Sagemüller bei einem ihrer selbst finanzierten Nairobi-Besuche kennenlernte.N

un also Elche und Christbäume aus Ostafrika, was skurril anmutet, doch könnte die Festdeko im „Visavis“ ebenfalls ein Renner werden, zumal das Geschäft einzige Verkaufsstelle in der Umgebung ist. Insgesamt vier Personen, erklärt Jutta Sagemüller, würden sich um die Abholung der zentnerschweren Fracht aus dem Hamburger Hafen und die Verteilung auf Verkaufsstellen wie Museen, Kliniken, Läden wie das „Visavis“, neuerdings auch Tankstellen kümmern.

„Shangilia“ (was so viel wie „Freue dich“ bedeutet) zahlt nicht nur Lehrergehälter, Verpflegung und Schulmaterial, sondern unterstützt aktuell 26 Jugendliche auch in ihrer gerade beginnenden Berufsausbildung. Dank vieler Spenden, Gelder von Stiftungen und Souvenirverkauf kann der Verein junge Leute in befristete und feste Arbeitsverträge vermitteln – finanzielle Basis für die spätere eigene Familie und Ausweg aus dem Teufelskreis der Armut und Gewalt im Slum. „Wir haben auf unserem Gelände einen großen Gemüsegarten, sogar Hühner“, erzählt Jutta Sagemüller von der Selbstversorgung dort.

Julius Oyongo bekommt seinen Lohn direkt von Verein und kann von der Arbeit leben, was auch dank der rein ehrenamtlichen Helferstruktur gelingt: Mitglieder wie sie kaufen in der Drei-Millionen-Stadt große Mengen auf und suchen in Deutschland Verkaufsstellen. Der gesamte Reinerlös fließt ins Projekt. Jutta Sagemüller wirbt mit einer weiteren Idee: Sie möchte Firmen gewinnen, Patenschaften für einen Auszubildenden in Nairobi zu übernehmen. Für einen überschaubaren Betrag könne dort ein junger Mensch eine Berufsausbildung machen. Sie hofft auf Resonanz beispielsweise von Betrieben, die auf Weihnachtspräsente verzichten und stattdessen mitmachen beim Projekt „Ein Azubi in Afrika“.
Infos gibt Jutta Sagemüller (Telefon 0 54 81/3 77 96; E-Mail Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!; www.shangilia.de ).