Pflicht zur Impfung ist nicht erfolgversprechend

Prof. Dr. Malte Thießen. Foto: LWL

Gesundheit

Münster (lwl). Impfprogramme auf Freiwilligkeit waren bisher immer erfolgreicher als Pflichtimpfungen, sagt der Chef-Historiker des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL), Prof. Dr. Malte Thießen.

„In historischer Perspektive haben sich alle freiwilligen Impfprogramme gegenüber Pflichtimpfungen klar als effektiver erwiesen“, erläuterte der Forscher am 12. November in Münster. Thießen hat sich mit dem Thema Impfen 2017 habilitiert („Immunisierte Gesellschaft. Impfen in Deutschland im 19. und 20. Jahrhundert“). 

„Eine Impfpflicht klingt auf den ersten Blick verlockend“, so der Fachmann weiter. Ein zweiter Blick in die Geschichte von Impfungen wecke jedoch Zweifel. 

„Die Durchsetzung und Überwachung einer Impfpflicht kostet erhebliche Ressourcen, die sich besser in Impfprogramme stecken lassen.  Außerdem mobilisiert eine Corona-Impfpflicht mitunter Kritiker und befördert Verunsicherungen und Verschwörungstheorien.“ Er plädiere darum für niedrigschwellige Angebote, zum Beispiel eine Art „Impfen to go“ in öffentlichen Einrichtungen.  „Aufklärungsarbeit und Appelle an Solidarität sind schlichtweg überzeugender als staatlicher Druck. Wegen solcher Maßnahmen erreichten beispielsweise freiwillige Impfungen gegen Diphtherie oder gegen Poliomyelitis in Deutschland stets höhere Impfquoten als die Pflichtimpfungen gegen Pocken“, sagte der Leiter des LWL-Instituts für Regionalgeschichte.


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