Binance unter Verdacht: folgt nun die nächste Krypto-Insolvenz?

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Finanzen

Es war abzusehen, dass FTX nicht die einzige Börse bleiben würde, welche dem Krypto-Markt schweren Schaden zufügen könnte. Andere Plattformen im Umfeld der von Sam Bank-Fried geschaffenen Exchange mussten ebenfalls Zahlungsunfähigkeit anmelden.

Nun gerät selbst Binance in die Visier der Behörden.

Karma für Zhao?

Die größte Krypto-Börse der Welt, Binance, hatte ihren Anteil an dem Untergang der Börse FTX. So hatte ihr Gründer und CEO Changpeng Zhao angeboten, FTX zu übernehmen, als Berichte über dessen Liquiditätsprobleme an die Öffentlichkeit gerieten. Später gab Zhao bekannt, die gehaltenen FTX-Tokens zu verkaufen, was einen Bankrun auslöste und FTX letztlich in die Insolvenz trieb. Der selbst emittierte Token der Börse diente dazu, andere Projekte zu finanzieren.

Ob das nun ein gezieltes Manöver war, um dem Konkurrenten zu schaden, bleibt Spekulation. Doch mehren sich die Zeichen, dass es Binance bald ähnlich ergehen könnte. Bereits im Dezember vergangenen Jahres traten Gerüchte über eine mögliche Pleite von Binance auf. Dabei hatte die größte Krypto-Börse versucht, sich selber von den Vorwürfen reinzuwaschen. So beauftragte sie eine renommierte Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, um zu beweisen, dass Binance genügend Reserven hatte, um ihre eigenen Geschäfte zu decken. Der Bericht der Mazars Group warf am Ende jedoch mehr Fragen auf, als dass sie das Vertrauen der Nutzer und Anleger beförderte. So hat die Prüfungsgesellschaft den Bericht mittlerweile zurückgezogen.

Wirtschaftsmagazin erhebt Vorwürfe

Für einige Wochen brodelte es unterhalb der Oberfläche, während der Preis von Bitcoin sich zum Jahreswechsel erholen konnte. Ende Februar befeuerte das Wirtschaftsmagazin Forbes schließlich in einem Beitrag die Vorwürfe, Binance würde die Gelder seiner Kunden veruntreuen, nicht anders, als FTX es damals getan hatte. Dabei soll es um einen Betrag von 1,8 Milliarden US-Dollar gehen. Eigentlich waren diese Gelder zur Absicherung von Stablecoins gedacht. Eine Stablecoin ist, wie das Ratgeberportal coin-ratgeber.de definiert, eine Kryptowährung, die eine Fiatwährung wie den US-Dollar eins zu eins abbildet und damit Dollar-Transfers so schnell und unbürokratisch wie Kryptowährungen ermöglicht.

Nicht umsonst lassen sich hier Parallelen zur Börse FTX ziehen, welche ebenfalls im Hintergrund Kundengelder umgeschichtet und ungedecktes Geld als Sicherheit für weitere Projekte verliehen hatte. Binance und allen voran Changpeng Zhao stritten die Vorwürfe ab. Laut ihm habe das selbst geschaffene „Proof-of-Reserves“-System gezeigt, dass man sorgsam mit den Kundengeldern umgehe. Er bezeichnete den Artikel in einem Tweet als FUD (Fear-Uncertainty-Doubt).

Angeblich handele es sich nur um alte Transaktionen zwischen Wallets auf der Börse, ganze normale Bewegungen der Gelder im Zuge des Geschäftsalltags. Letztlich bleiben die Strukturen auf den Exchanges wie Binance, FTX und anderen undurchsichtig. Es dürfte nicht verwundern, warum viele Krypto-Anleger dazu aufrufen, ihre Bestände von den Börsen zu nehmen.

Binance im Visier der US-Behörden

Zwei Tage später folgte der nächste Schlag. Am 1. März veröffentlichten die US-Senatoren Elizabeth Warrren, Chris Van Hollen sowie Roger Marshall einen Brief an die Börse und dessen US-amerikanischen Arm Binance US. Darin forderten sie unter anderem Einsicht in die vollständigen Bilanzen des Unternehmens. Sie beschuldigen die größte Krypto-Exchange der Welt, ihre Kundengelder veruntreut zu haben und die undurchsichtige Struktur des eigenen Unternehmens zu nutzen, um ihre Geschäfte zu verschleiern. Dadurch gefährde sie die Ersparnisse von Millionen von Menschen.

Die Vorwürfe liegen schwer. So heißt es in dem Schreiben, Binance habe Hintertürchen eingebaut, um Kriminellen und Terroristen ihr schmutziges Geschäft zu ermöglichen. Selbst von Terrorfinanzierung oder dem Umgehen von Sanktionen ist in dem Brief die Rede. So solle die Gründung des Ablegers Binance US lediglich dazu dienen, von den Geschäften der Hauptplattform abzulenken und die Aufsichtsbehörden zu täuschen.

Gleich mehrere US-Behörden sind mittlerweile in Untersuchungen gegen Binance involviert, darunter die Securities and Exchange Commission (SEC), die Commodity Futures Trading Commission (CFTC) und das United States Department of Justice (DOJ). Gleichzeitig bleibt Binance handlungsfähig. So hat Changpeng Zhao am 13. März bekanntgegeben, seinen Wiederaufbaufonds für die angeschlagenen Banken anders zusammenzusetzen, welche zuvor im Geschäft mit Stablecoins involviert waren.

Genauer geht es um die Silicon Valley Bank (SVB), die Silvergate Bank und die Signature Bank. Wo der Fonds zuvor aus der Stablecoin BUSD (Binance-Dollar) bestand, werden diese Bestände in Bitcoin (BTC), Binance Coin (BNB) und Ethereum (ETH) umgewandelt. Auch hierbei bleibt einiges undurchsichtig, zum Beispiel wie sich der Fonds aus diesen drei Kryptowährungen zusammensetzen soll. Letztlich bleibt abzuwarten, welche Rolle Binance noch in Zukunft spielen wird. Während sich die Kurse der Kryptowährungen aktuell erholen, könnten weitere schlechte Nachrichten bezüglich der Börse einen erneuten Preisverfall zur Folge haben.


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