K76n: FH Münster wartet gespannt auf Startschuss

Der Fachbereich Maschinenbau sitzt in einem neueren Gebäude. Der Platz links daneben soll der Hauptzugang werden, sobald die Umgehungsstraße kommt. Foto: FH Münster/Ralf Emmerich

Steinfurt

Steinfurt (FH Müns­ter). „Neu bauen und alte Bestandsgebäude abreißen: Das ist auf dem Steinfurter Campus der FH Münster keine Zukunftsmusik, sondern beschlossene Sache. Denn das NRW-Wissenschaftsministerium hat den Hochschulstandortentwicklungsplan der FH Münster abgesegnet und damit den Weg frei gemacht für umfangreiche Bauprojekte.

Diese überaus gute Nachricht für die Hochschule geht bei FH-Kanzler Jens Andreas Meinen einher mit einem weiteren, sehr zentralen Aspekt: Wann kommt die Umgehungsstraße K76n?“ So lautet die Pressemitteilung der Fachhochschule Münster.

„Wir müssen wissen, wie wir unseren Campus zukünftig ausrichten sollen“, sagt Meinen. Schon jetzt ist das Gelände so angelegt, dass die Straße ‚Am Campus‘ zum Hauptzugang wird. „Das haben wir bewusst so geplant und zwar in der Annahme, dass die Umgehungsstraße kommt. Deshalb warten wir sehnsüchtig auf den Startschuss für die K76n“, so der Kanzler.

Das dürfte auch für die Anwohner im Flögemannsesch und in der Stegerwaldstraße nicht uninteressant sein. Schon jetzt quälen sich dort Baufahrzeuge durch. Die nun abgesegnete Planung beinhaltet ein Bauvolumen von 160 Millionen Euro. Wenn die damit verbundenen Maßnahmen über die bisherige Wegeführung abgewickelt werden müssen, sind Probleme vorprogrammiert.

„Ich mache mir natürlich auch Sorgen, was das für die Anwohner bedeutet“, sagt Meinen. „Denn die Belastungen werden deutlich zunehmen. Allein der Abtransport beim Abriss würde circa 1.000 LKW bedeuten. Vom Neubau und dem üblichen Baustellenverkehr ganz zu schweigen. Gäbe es die K76n, könnte der Verkehr darüber abfließen.“ Diese würde auch schon jetzt die Nachbarschaft entlasten. „Etliche unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie knapp 5.000 Studierende kommen mit dem Auto zur Hochschule, sie müssen vorbei an Kindergarten und Schule und sich durch ein Anwohnergebiet schlängen.

Das ist eigentlich schon ein Unding“, sagt Meinen. Allmorgendlich kann man – zumindest im Semester – genau dies beobachten: Auto an Auto fährt durch die Straßen. Und Möglichkeiten, die Fahrzeuge ordnungsgemäß abzustellen, gibt es zu wenige. „Wir wissen, dass die Parkplatzsituation schwierig ist. Autos stehen auf unseren Parkplätzen mitunter kreuz oder quer oder direkt im Anwohnergebiet.“ Auch dieses Problem ist gelöst, wenn die Umgehungsstraße kommt. „Wir planen eine größere Fläche für Parkplätze ein“, sagt Meinen.

Momentan ist der Planfeststellungsbeschluss raus, und die Fristen laufen. „Ich beobachte das Verfahren sehr gespannt und hoffe im Interesse aller Beteiligten, dass nach jahrelangem Hin und Her endlich eine positive Entscheidung für den Standort Steinfurt fällt.“

Klage gegen Enteignung

Die Planung der Kreisstraße K76n beschäftigt seit über zehn Jahren betroffene Anwohner, Landwirte, Kreis, Stadt und Fachhochschule. Und eigentlich hieß es bislang immer: „Kein Baubeginn, ehe man sich nicht mit allen betroffenen Landwirten über den Verkauf der benötigten Grundstücke geeinigt hat.“

Das scheint sich nun zu ändern: Die ersten Landwirte, deren Flächen für den Bau der Straße, die die Ochtruper und die Leerer Straße mit der Fachhochschule verbinden soll, haben nun die Nachricht erhalten, dass die Kreisverwaltung ein „Besitzeinweisungsverfahren“ startet, über das die Flächen auch ohne ihre Zustimmung enteignet werden können.

Zunächst einmal soll es sich nur um eine für den Straßenbau benötigte Ausgleichsfläche handeln. „Ein ungeheuerlicher Vorgang“, schreibt die Steinfurter GAL-Fraktion in einer Stellungnahme. Schließlich hätten alle Kreistagsfraktionen erklärt, „dass es für den Bau der seit Jahrzehnten umstrittenen Trasse kein Enteignungsverfahren geben wird“. Die betroffenen Landwirte haben umgehend Klage gegen die Enteignung eingereicht.
Auch die Lokalpolitik ist hier angesprungen, so fordert die Kreistagsfraktion der Bündnis 90 / Die Grünen die Verwaltung auf, das Besitz­einweisungsverfahren gegen die betroffenen Landwirte im Umfeld der Bauplanung der K76n sofort einzustellen, GAL und FDP sprachen sich ebenfalls deutlich gegen das Verfahren aus.

Auch interessant ist der Fakt, dass die FH für eine Erweiterung weitere Flächen erwerben müsste, was normalerweise aus Sicht der Landwirte auch durchaus möglich wäre. Aber eben nicht im Paket mit der Kreisstraße – und das ist so, wie es momentan aussieht, tatsächlich eine Zwickmühle: Ohne K76n will die FH nicht erweitern, mit der Straße kann sie dann nicht mehr.

 


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