Alte jüdische Schule: Keine Mittel für Anbau

Besuch am „Dritten Ort“ im September 2020 (v.l.): Dr. Peter Krevert (KulturForum Steinfurt), Regierungspräsidentin Dorothee Feller, Georg Veit (Kulturdezernent Bezirksregierung Münster), Dr. Barbara Hermann (Leiterin VHS und Musikschule), Renate Buntz (Mitarbeiterin im Stadtmuseum) und Hans Knöpker (Heimatverein Burgsteinfurt). Foto: Archiv / Bezirksregierung Münster

Steinfurt

Steinfurt (sf). Der Heimatverein Burgsteinfurt und der Verein Dampfross e.V. hatten im Jahr 2019 an der Ausschreibung des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW teilgenommen,

einen Antrag zur Förderung eines Dritte-Orte-Projektes in Steinfurt-Burgsteinfurt gestellt und auch einen Zuschlag in Höhe von 50.000 Euro für die erste Förderphase erhalten. Die Idee des Steinfurter Projektes war – und ist es nach wie vor – die Alte Jüdische Schule zu einem Ort des bürgerschaftlichen Engagements und der Begegnung zu entwickeln.

„Das Besondere ist hier die Jüdische Schule an sich: Hier haben wir direkt eine politische Dimension im Projekt, indem wir die jüdische Schule alltäglich und jederzeit allgemein zugänglich machen“, betont die Bürgermeisterin Claudia Bögel-Hoyer. Mit Hilfe der Ideen vieler Bürger und einer Machbarkeitsstudie für notwendige Baumaßnahmen wurde ein  Projektantrag für die zweite Förderphase erarbeitet und im August 2020 eingereicht. Mit dem zuständigen Programmbüro „Dritte Orte“ des Ministeriums wurden mögliche Baumaßnahmen an der Alten Jüdischen Schule diskutiert.

Da diese aufgrund der Größe keinen Platz für einen eigentlichen Versammlungsraum bietet, wurde ein Glaskubus als Anbau geplant. Im Vorfeld der Antragstellung wurde die geplante Baumaßnahme, die durch die Stadt Steinfurt erarbeitet wurde, mit dem Programmbüro detailliert besprochen und abgestimmt. Die Stadt Steinfurt hat unter der Leitung des Technischen Beigeordneten, Hans Schröder, auf dieser Grundlage eine aufwendige Detailplanung erstellt. Gleichzeitig wurde thematisch eine umfangreiche Veranstaltungsplanung unter Einbeziehung vieler Kooperationspartner vorgelegt. Zur Realisierung der zweiten Förderphase wurde der „Verein zur Förderung der Steinfurter Stadtentwicklung e.V.“ gegründet, um den geplanten bürgerschaftlichen Prozess auf eine breite Basis zu stellen. Der Förderverein hat dann entsprechend durch Claudia Bögel-Hoyer als Vorsitzende die Bewerbung eingereicht.

„Mit dem Antrag erhofften wir  eine dauerhafte und selbstverständlicher werdende Wahrnehmung des ‚Jüdischen‘ mit der Folge einer möglichen tiefen Auseinandersetzung mit der Geschichte im Hinblick auf aktuelle demokratiefeindliche und auch rechtsextremistische Entwicklungen. Das Projekt hätte damit nachhaltig positiv auf politische Prozesse in der Stadt Steinfurt und darüber hinaus einwirken können und sollen“, erklärt Dr. Babara Herrmann vom Heimatverein.
Trotz intensiver und detaillierter Vorbereitungen sowie geklärter Absprachen mit dem vorgeschalteten Programmbüro bezüglich der Machbarkeit und Finanzierbarkeit hat die Jury final keine Förderempfehlung ausgesprochen.

Gleichzeitig wurde aber seitens des Ministeriums vor allem aufgrund der politischen Dimension des Projektes die Möglichkeit eingeräumt, die Bewerbung in Bezug auf die baulichen Vorhaben zu überprüfen, gegebenenfalls zu ändern und erheblich einzuschränken.

„Nach intensiver Prüfung sind wir Antragsteller zu der Ansicht gelangt, dass wir auf einen Anbau nicht verzichten können und dass auch weitere Prüfungen der Kosten einer möglichen anderen Konstruktion keine Einsparung in der gewünschten Form erbringen würden“, lautet das Fazit des Fördervereins. „Aufgeben werden wir auf keinen Fall, nur sehen wir in einer wieteren Zusammenarbeit mit dem Programmbüro keine Perspektive.“. Das heißt für die Realisierung des Projektes konkret, dass andere Fördertöpfe gesucht werden müssen. „Das Projekt ist ja schon mal sowieso in das ISEK eingebunden und wird somit weiterent­wickelt werden können“, erklärt Hans Schröder. Außerdem sei es ein Stück weit normal, dass Anträge auch abgelehnt würden; damit müsse man halt leben. „Aber dranbleiben muss man!“

Das Gebäude hinter der Hohen Schule befindet sich in städtischem Besitz, ist derzeit noch in Wohnungen aufgeteilt und vermietet.


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