Paul Citroen: Ausstellung im Heinrich Neuy Bauhaus Museum

Auch in der Malerei widmete sich der Künstler primär dem Porträt. Bild: VG Bild-Kunst, Bonn

Kultur

Steinfurt. Paul Citroen (1896 bis 1983) – Maler, Fotograf, Kunsttheoretiker und als Sohn niederländisch-deutscher Eltern in Berlin geboren – studierte von 1922 bis 1924 am Weimarer Bauhaus. Gezeigt wird ab Sonntag (5. Dezember) das Schaffen der 1920er bis 1940er Jahre des Künstlers, der in dieser Zeit aufgrund seiner jüdischen Herkunft zunehmend von Repressalien durch die Nationalsozialisten bedroht war.

Über seinen Jugendfreund, den Bauhausmeister Georg Muche, gelangte Citroen ans Bauhaus, wo ihn Johannes Itten nachhaltig prägte. Bei der ersten großen Bauhausausstellung 1923 war Citroen mit der Fotocollage Metropolis vertreten, die als ein Höhepunkt der Fotomontage gilt. 1928 siedelte Citroen – im Anschluss an seine Tätigkeit als Pelz- und Kunsthändler – nach Amsterdam über, wo er als Porträtfotograph arbeitete.

1933 gründete Paul Citroen gemeinsam mit dem Maler Charles Roelofsz in Amsterdam eine freie, am Bauhaus orientierte Kunstschule, die Nieuwe Kunstschool, die 1943 durch die nationalsozialistischen Besatzer aufgelöst wurde. Parallel unterrichtete Citroen seit 1935 an der Kunstakademie in Den Haag und publizierte. 1940 entzogen ihm die Nationalsozialisten infolge seiner jüdischen Herkunft die Dozentur. 1942 bis 1945 musste Paul Citroen untertauchen und sein Schaffen überwiegend auf kleinformatige Arbeiten, auf Studien, Skizzen und Notizen begrenzen. Citroen verlor im Holocaust Familienmitglieder, Freunde und Kollegen.

Als Künstler widmete er sich primär dem Porträt: in Zeichnungen, Malereien und Fotografien. Paul Citroen porträtierte unbekannte und prominente Persönlichkeiten, Künstler und Schriftsteller. Viele von ihnen suchten ihrerseits Zuflucht im Exil, so der Porträt- und Modefotograf Erwin Blumenfeld, die Schriftstellerinnen Erika Mann und Ruth Landshoff oder die Sängerin und Tänzerin Chaja Goldstein. Dabei war es vor allem die psychologische Charakterisierung, die Citroen als Porträtmaler interessierte. Das Leben im Versteck führte zur Innenschau: Es entstanden zahlreiche Selbstporträts, in denen sich Zweifel und Verzweiflung spiegeln. Nach dem Krieg nahm Paul Citroen den Kontakt zu vielen ehemaligen Bauhäuslern erneut auf, kehrte als Dozent an die Kunstakademie Den Haag zurück und erhielt zahlreiche Preise.

Zur Eröffnung der Ausstellung „untergetaucht“ am 5. Dezember um 11 Uhr im Heinrich Neuy Bauhaus Museum, Kirchplatz 5 in Borghorst, spricht Mienke Simon Thomas, Kuratorin am Museum Boijmans Van Beuningen, Rotterdam. Am 16. Januar um 11 Uhr hält Dr. Anke Blümm, Kuratorin am Bauhaus-Museum Weimar, den Vortrag „Paul Citroen, das Bauhaus und die Niederlande“. Um Anmeldungen wird gebeten unter der Telefonnummer 02552 / 9958309.

Bild: VG Bild-Kunst, Bonn


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