Absage für Calcis und Dyckerhoff

Auch ohne aktuelle Erweiterung sollen laut Dyckerhoff der Kalkabbau und das Zementwerk langfristig in Lengerich bleiben. Foto: Bettina Stockhausen-Rolek

Wirtschaft

Lengerich (bsr). Über die Zukunft des Kalkabbaus im Teutoburger Wald hat am 25. Juni der Regionalrat entschieden und den Firmen Calcis und Dyckerhoff eine klare Absage erteilt. Die Firmen wollten ihre Abbauflächen um insgesamt 60 Hektar erweitern. Der Grund für die Absage: Die betroffenen Flächen im Tecklenburger Land sind ausgewiesene FFH-Gebiete (Naturschutz-Gebiete) nach europäischen Recht.

Im Mittelpunkt der Planerstellung des „Sachlichen Teilplan Kalkstein“ stand insbesondere die Frage nach Erweiterungs­möglichkeiten der Steinbrüche der beiden Unternehmen Calcis (Lienen) und Dyckerhoff (Lengerich) und den sich daraus ergebenden Auswirkungen auf das FFH-Gebiet „Nördliche Teile des Teutoburger Waldes mit Intruper Berg“.

Vor diesem Hintergrund fanden im Rahmen des mehrjährigen Erarbeitungs­verfahrens umfangreiche Untersuchungen statt, die unter anderem mögliche Auswirkungen weiterer Kalkstein­abgrabungen im Teutoburger Wald auf das FFH-Gebiet zum Gegen­stand hatten.

„Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht und haben sehr viele Fachgespräche geführt sowie externe Gutachten eingeholt“, sagt Regierungs­präsidentin Dorothee Feller. „Die Abwägungen zwischen den Auswirkungen auf das FFH-Gebiet einerseits und den von den beiden Unternehmen vorgetragenen Argumenten für eine Erweiterung ihrer Abgrabungs­bereiche andererseits führen jedoch zu dem Ergebnis, dass eine Erweiterung der bestehenden Abgrabungsbereiche im Regional­plan nicht möglich ist,“ so Feller weiter. Eine Rolle hat dabei auch gespielt, dass es an anderer Stelle des Plangebiets in einer genehmigten Abgrabung noch ausreichende Vorkommen der beanspruchten Rohstoffqualität gibt. Zum anderen erfüllen die vorgetragenen Gründe nicht die Ausnahmetatbestände nach dem Bundes­naturschutz­gesetz, um einen erheblichen Eingriff in das FFH-Gebiet durch den Kalksteinabbau zu rechtfertigen. Der Regionalrat weist aber darauf hin, dass die Unternehmen vorläufig dennoch den Abbau am Teuto fortführen können. Das Betonwerk Dyckerhoff kann die bereits genehmigte Frist bis 2027 ausschöpfen. Calcis bleibt die Möglichkeit, eine deutlich kleinere Fläche zu beantragen, die nicht vom Regionalrat genehmigt werden muss.


Aus Sicht von Dyckerhoff ist der am 25. Juni durch den Regionalrat beschlossene Teilplan Kalkstein für das Münsterland differenziert zu bewerten, heißt es in einer Pressemitteilung des Zementwerkes. Auch wenn das derzeitige Abwägungsergebnis der Bezirksregierung zu Ungunsten des Antrags von Dyckerhoff ausgefallen ist, gebe es gleichzeitig Ansatzpunkte für eine spätere Änderung. So ist die Behörde dem Argument gefolgt, dass der Kalksteinabbau in Lengerich nicht nur in Dyckerhoffs sondern auch im öffentlichen Interesse liegt. Dyckerhoff sieht daher die im Beschluss des Regionalrats vorgesehene Prüfung, ob eine Aufhebung von Teilflächen des FFH-Gebiets durch die EU-Kommission in Frage kommt, als folgerichtigen Schritt.

Das Argument der Behörde, dass die Rohstoffsicherung über andere Flächen erfolgen könne, kann Dyckerhoff dagegen nicht nachvollziehen. Dazu Werkleiter Franz-Josef Barton: „Die als Alternative ausgewiesenen Flächen sind reine Theorie, da sie für Dyckerhoff nachgewiesenermaßen keine wirtschaftliche Zementproduktion erlauben.“ Ebenso ist aus Sicht von Dyckerhoff „kaum nachvollziehbar, warum die von uns angebotene Herrichtung der vierfachen Menge wertvoller Naturflächen nicht als Ausgleich für die beantragten Abbauflächen berücksichtigt wurden.“

Auch nach der aktuellen Entscheidung wird die Erweiterung des Abbaus in Lengerich von Dyckerhoff als wesentlich für die Befriedigung des langfristigen Bedarfs an Zementprodukten gesehen. Dies gilt sowohl für die Region, die von Dyckerhoff zu etwa 30 Prozent versorgt wird, wie auch für das Spezialprodukt Tiefbohrzement. Für Dyckerhoff bleibt daher eine entsprechende Änderung des Regionalplans ein wichtiges Ziel.

Unabhängig hiervon wird sich Dyckerhoff zunächst auf die schon genehmigten Flächen konzentrieren und alle technischen Möglichkeiten für die weitere Nutzungsoptimierung einsetzen. Hierzu gehört auch die Vorbereitung der geplanten Tieferlegung des Steinbruchs Hohne. Aufgrund der Erfahrung mit den bereits genehmigten Tieferlegungen an den Standorten Geseke und Beckum ist Dyckerhoff optimistisch, dass die Tieferlegung auch in Lengerich möglich ist, heißt es abschließend in dem Bericht.

Franz-Josef Barton betont: „Der Kalkabbau und das Zementwerk in Lengerich werden noch für mehrere Jahrzehnte ihren Beitrag zur Versorgung der Bevölkerung und der Wirtschaft mit hochwertigen Zementprodukten leisten.“


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