Von Abbau bis Entsorgung

Das Lieferkettengesetz soll Kinderarbeit verhindern helfen. Dem evangelischen Kirchenkreis ist es nicht transparent und wirksam genug. Foto: dpa

Wirtschaft

Kreis Steinfurt. Dass es überhaupt ein Lieferkettengesetz gibt, das ist für den Evangelischen Kirchenkreis Steinfurt-Coesfeld-Borken eine gute Nachricht. Grund zur Kritik sieht er aber schon, denn in vielen Punkten geht das Gesetz den Mitgliedern des Kirchenkreises nicht weit genug.

 

 

„Die Ideen gehen in die richtige Richtung“, so Superintendent Dr. Joachim Anicker, „wir begrüßen das Gesetz sehr“. Es gebe aber zu viele Lücken in dem Gesetz, das Unternehmen verpflichten will, auf Menschenrechtsverletzung in den Produktionsländern zu achten. Kinderarbeit ist zum Beispiel ein Thema, das dem Kirchenkreis am Herzen liegt, aber auch Umweltschutz. So treffe das Gesetz nur Unternehmen ab einer bestimmten Mitarbeiterzahl. Auch sei es nach wie vor zu leicht, nicht bis an den Anfang der Lieferkette schauen zu müssen.

152 Millionen Kinder weltweit arbeiten, 115 Millionen davon in gefährlichen Bereichen – mit dieser Zahl will Jean-Gottfried Mutombo vom Amt für Mission, Ökumene und kirchliche Weltverantwortung (MÖWe) aufrütteln. Hier präventiv anzusetzen, das fehle dem Gesetzentwurf. „Wir brauchen Transparenz auf dem gesamten Weg, vom Abbau bis zur Entsorgung“, so Mutombo. Zudem, so der Seelsorger, sei es gar nicht möglich, Firmen privatrechtlich zur Verantwortung zu ziehen. Was in den USA bereits erfolgreich durchgeführt wurde, sei durch das neue Gesetz immer noch nicht möglich.

„Wir arbeiten seit vielen Jahren in Gruppen bereits an dem Thema Menschen im rechtsfreien Raum“, so Pfarrer Guido Meyer-Wirsching, „wir müssen die kirchliche Stimme für andere sein, gerade für Kinder in perspektivlosen Situationen“. Und diese Stimme soll sich nun in den einzelnen Gemeinden verbreiten. Den Anfang machte ein Brief, der vom Kirchenkreis an die Gemeinden rausgegangen ist und der für die Kritikpunkte an dem Gesetz sensibilisieren soll. Nun ist es an den Gemeinden, diese Informationen weiterzutragen. „Wir wollen Multiplikator sein, in Gottesdiensten oder Gemeindebriefen“, so Meyer-Wirsching. Freuen würde er sich, wenn der Gedanke dann von weiteren Initiativen und Organisationen noch weiter verbreitet würde. Eine Möglichkeit für die Gläubigen, mitzumachen, ist zum Beispiel ein Brief an ihren Bundestagsabgeordneten. „Mit Marc Henrichmann (MdB) hatten wir schon ein tolles Gespräch“, betont er.

Pfarrerin Heike Bergmann aus Ochtrup, Vorsitzende des Ausschusses Mission und Ökumene, wirbt für zwei Veranstaltungen im Rahmen der Aktion. So wird es am 17. Juni eine Online-Veranstaltung zum Thema geben. Jean-Gottfried Mutombo wird über die aktuelle Situation berichten und mit Lindner-Naturstein wird eine lokale Firma aufzeigen, wie ein Unternehmen vorbildlich handeln kann. Am 10. Dezember schließlich hoffen die Organisatoren, den Tag der Menschenrechte in Ochtrup als Präsenzveranstaltung begehen zu können. Weitere Infos zu den Veranstaltungen werden auf der Homepage unter www.der-kirchenkreis.de veröffentlicht.

Von Alexandra Schlüter


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